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und Russland zu Stande, und Panin, welcher nunmehr alle Schwierigkeiten für gehoben erachtete, ertheilte Gross die Weisung, bei Grafton zu insinuiren, „dass jetzt die beste Zeit zur Erneuerung des Englisch-Russischen Bündnisses gekommen sei, und dass der Londoner Hof behufs eines schnelleren Abschlusses der Defensivallianz mit Schweden seinen Gesandten in Stockholm mit wenigstens 40 000 Pf. St. versehen müsse“[1].

Aber wiederum war die Freude in Petersburg nur von kurzer Dauer. Denn der neue Staatssecretär lobte und billigte zwar den Russischen Vorschlag einer Nordischen Allianz in überschwenglichen Worten, bezeichnete aber gleichzeitig die von Panin gemäss den früheren Verträgen mit Preussen und Dänemark geforderte Subsidienzahlung an Russland im Falle eines Türkischen Angriffskrieges als für den Londoner Hof unannehmbar, da sie die Englischen Handelsinteressen schädige[2], und befahl dem Gesandten Goodricke, entgegen seinen früheren Versprechungen, mit Eröffnung der Allianzverhandlungen so lange zu zögern, bis er von Macartney „die Nachricht von dem wirklichen Austausch der auf den neuen Handelsvertrag bezüglichen Ratificationen“ erhalten, ein deutlicher Beweis, wie geringen Werth er einem Englisch-Schwedischen Defensivbündniss beimass[3].

Natürlich war man am Petersburger Hofe über diese neue Verzögerung sehr ungehalten, und die Russische Kaiserin lieh ihrem Unwillen in scharfen Worten Ausdruck, indem sie an Panin schrieb, er solle sich bemühen, dass Goodricke endlich „angemessene Instructionen“ empfinge, und ausserdem Macartney sagen, dass die Engländer „alles Gute, was Wir auch immer anfangen, mit ihren Krämerseelen verderben“[4]. Gleichwohl erhielt Goodricke erst Anfang December endlich die Erlaubniss zur

    ihrer beiderseitigen Freundschaft und Allianz. Ich persönlich kann mich seines Vertrauens rühmen – – – und freue mich übrigens, dass ich es mit einem so redlichen und aufgeklärten Manne zu thun habe“. Sbornik LVII, 331, vgl. 314 u. 344.

  1. Panin an Gross, 9./20. August [Russ.], Sbornik LVII, 314.
  2. Vgl. Solowjew XXVI, 193 und Tengberg a. a. O. S. 51–52.
  3. Rescripte an Gross und Osterman, 4./15. u. 15./26. November [Russ.], Sbornik LVII, 404–9.
  4. Eigenhändige Russische Randbemerkung auf der Depesche Osterman’s vom 18./29. November, Sbornik LVII, 412–13.
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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1891, Seite 352. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1891_05_352.jpg&oldid=- (Version vom 9.9.2022)