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Die Schlacht bei Adrianopel am 9. Aug. 378 n. Chr.
Von
Walther Judeich.


Die Schlacht bei Adrianopel bildet das Vorspiel für den Untergang der antiken Welt. In ihr wirken die beiden Mächte entscheidend zusammen, die schon Jahrhunderte lang den Bau des Römischen Kaiserreiches erschüttert haben, Germanenthum und Christenthum. Und doch liegt der Verlauf dieses weltgeschichtlichen Ereignisses noch immer im Dunkel, nur der traurige Ausgang zeigt sich in erschreckender Deutlichkeit.

Die Schwierigkeiten, welche die Ueberlieferung uns sonst in der ausgehenden Römischen Kaiserzeit bietet, steigern sich hier. Kaiser Valens, der in dieser Schlacht kämpft und fällt, ist Arrianer, er hat keinen so warmen und beredten Anwalt gefunden wie der Scheinchrist Constantinus, wie der Heide Julianus, eine Arrianische Ueberlieferung fehlt, Ammianus’ Bericht ist mangelhaft; wir müssen aus einer widersprechenden und zum grössten Theile parteiischen Ueberlieferung mühsam das Thatsächliche zu gewinnen suchen.

Aber gerade diese Schwierigkeiten locken immer wieder die Lösung zu wagen: ihr gilt auch der folgende Versuch.

Im Jahre 363 starb Kaiser Julianus und nach Jovianus’ kurzer Zwischenregierung wurde Valentinianus vom Rathe der Officiere zum Herrscher bestimmt. Er selbst übernahm das Westreich, im Osten setzte er als Mitkaiser seinen Bruder Valens ein.

Die beiden Brüder waren sehr verschieden: Valentinianus,

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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1891, Seite 1. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1891_06_001.jpg&oldid=- (Version vom 4.1.2023)