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dass die Gothen denselben Punkt zum Durchbruch wählten, wie Anfang dieses Jahrhunderts der Russische General Diebitsch, der für seinen Balkanübergang den Ehrennamen Sabalkansky davontrug: von Frithigern ist kaum die That selbst überliefert.

Die ganze Römische Vertheidigungsstellung wurde so auf dem rechten Flügel umfasst und damit vollkommen aufgerollt. Aufs neue kamen Verwüstung und Elend über das blühende Thracien: ja bis an die Thore von Constantinopel drangen die plündernden Haufen der Gothen vor[1].

Das Römische Heer konnte und wollte nichts thun, es war zucht- und muthlos geworden von den obersten Führern an.

    und zwar die Hauptvertheidigungslinie vernichtete. Saturninus zog dafür einen Theil der Truppen von den Pässen zurück; dass er aber, wie es nach Ammianus’ Erzählung (8, 6) scheinen könnte, die Pässe ganz geräumt hat, ist eine militärische Ungeheuerlichkeit, die wir einem erprobten Römischen General schwerlich zutrauen dürfen. Jedenfalls konnte Saturninus die Pässe nicht vollständig räumen, bevor nicht seine neue Aufstellung ganz fertig war. Und dass sie nicht fertig war, geht daraus hervor, dass zunächst Barzimeres, dann Frigerith überfallen werden (8, 9 ff.). Demnach muss also ein Durchbruch der Gothen erfolgt sein und zwar über einen der östlichsten Balkanpässe. – Beachtenswerth ist es, dass Moltke, Der Russisch-Türkische Feldzug in der Europäischen Türkei 1828 und 1829, (Berlin 1845) S. 52 f., eine ähnliche Art der Vertheidigung wie wir sie für Saturninus vorausgesetzt haben, für die militärisch wirksamste erklärt. – Ueber Diebitsch’ Uebergang vgl. ebd. S. 335 ff., auch über die Balkanpässe S. 55 ff., und Jireček, Die Heerstrasse von Belgrad nach Constantinopel und die Balkanpässe, (Prag 1878) 139 ff.

  1. Amm. 8, 6–8; Socr. IV, 35. 38; Sozom. VI, 37. 39; Hieron. z. J. 378 (Oros. VII, 33, 11); Theoph. S. 64 f. de Boor z. J. d. W. 5870 (Cedren. I, 548 ed. Bonn.; Zonar. XIII, 16, 3); Rufin. hist. eccl. II, 13 bei Migne, Patrol. L. XXI, 214. – Eunapius Frgm. 42 (Zosim. IV, 22) erwähnt hier schon fälschlich die Zurückweisung der Gothen durch Sarazenische Reiter, die erst nach der Schlacht von Adrianopel gehört: vgl. Amm. XXXI, 16, 4 ff.; Socr. V, 1; Sozom. VII, 1; Teoph. a. a. O. - Die Oströmischen Truppen scheinen auf Constantinopel zurückgewichen zu sein, wo wir wenigstens später Trajanus und Saturninus finden. (Ammianus XXXII, 1. 13, 9, vgl. S. 11 f.) Der Weströmische General Frigerith hatte Noth, sich durch das Gebirge nach der Provinz Illyricum zurückzuziehen. – Die zuletzt von Točilescu, Archl.-epigr. Mitthh. aus Oesterr. VI, 1882, 45 ff., veröffentlichte Inschrift aus der Dobrudscha, die von einem Sieg des Valens über die Gothen berichtet, auf diese Zeit zu beziehen, wie es T. versucht, ist unmöglich.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1891, Seite 6. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1891_06_006.jpg&oldid=- (Version vom 4.1.2023)