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Konnten als boni homines Geistliche oder Weltliche, Langobardisch oder Römisch Lebende bezeichnet werden, so schloss auch die Ausübung eines Handwerks den Betreffenden von dieser Bezeichnung keineswegs aus. Wir finden als bonus homo in den Jahren 1089, 1098 und 1117 je einen faber, im Jahr 1134 einen Schneider, und einen Glockengiesser in einer Urkunde von 1141[1]. Einen Ministerialen, wohl des Grafen Guido Guerra, sehen wir 1132 als bonus homo genannt[2].

Auf so weite Lebenskreise sich nun auch die Bezeichnung erstreckt, so vielfältig die Rechtshandlungen sind, bei denen boni homines auftreten, der Kreis dieser Rechtshandlungen erscheint doch fest begrenzt. Ausser in schiedsrichterlicher Thätigkeit und bei Bezeugung von Schenkungen Römisch Lebender finden wir boni homines als Beisitzer im markgräflichen, wie im Missat-Gericht[3], als Schätzer bei Tausch von Gütern[4] und als Schätzer überhaupt, bei Investituren, die regelmässig, auch wo an voraufgegangenen Streit, beziehentlich an Reinvestitur nicht gedacht zu werden braucht, vor boni homines erfolgen, und wir begegnen ihnen endlich als Berathern bei Errichtung von Testamenten[5].

  1. Sämmtliche Urkunden Arch. dipl. Flor. – Passignano 1089 Mai u. 1098 Nov. (Proven. Passign.). – Casignano 1117 Aug. 12 (Cartap. delle Riform.). – Flor. 1134 Sept. 1 (Gleiche Proven.). – Bei Flor. 1141 Juli 8 (Proven. Vallombr.). – Die Frage, ob der b. h. Grundbesitzer sein musste, lässt sich für den Comitat Florenz so wenig beantworten, wie Waitz (Verf.-Gesch. V, 394) sie für Deutschland entscheiden zu können erklärte.
  2. Corella 1132 (Arch. dipl. Flor., Acq. Soderini mit irrthümlichen Arch.-Bezeichn. Mai 10).
  3. Flor. 1077 (Spoglio d. Bibl. Ricardiana 3157 p. 42). Vor Gastalden der Mathilde, die „in mallo residebant“, machen in Anwesenheit von boni homin. und Zeugen nach Ripuar. Recht Lebende eine Schenkung. – Im Modenesischen 1082 Mai 20 b. h. Beisitzer im Gericht eines Mathildischen judex (Ficker „Forsch.“ IV Nr. 84). - Flor. 1038 Mai 11 b. h. Beisitzer im Gericht eines missus Conrad’s. (Arch. dipl. Flor., Proven. Olivetani. Arch.-Bezeichn. irrthüml. März 11.)
  4. Leges Langob. M. G. Leg. IV p. 599 „boni extimatores“; b. hom. hier nicht genannt.
  5. Flor. 1050 März 28. Die Urkunde bei Lami Mon. eccl. Flor. II, 1422 mangelhaft. Hier nach Spoglio 3157 der Bibl. Ricard. p. 297 verwendet. – In castello de monte aureo 1104 Sept. 7 (Arch. dipl. Flor. Proven. Camaldoli.) – Schon in den Form. Senonens. v. 768–775 (l. c. p. 187) wird Errichtung von Testament vor boni hom. erwähnt.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1891, Seite 32. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1891_06_032.jpg&oldid=- (Version vom 16.10.2022)