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auf, dass Maximilian für sich selbst nach dem Kaiserthum trachte.

Niemand war misstrauischen Vermuthungen in Bezug auf die Wahlfrage zugänglicher als der Kaiser selbst. Ohne Zweifel geschah es daher auf seinen Befehl, dass man die Anwesenheit eines Baierischen Gesandten, des Hofrats Heinrich v. Haslang[1] zu benutzen suchte, um denselben auszuholen.

Am 16. August besuchte der kaiserliche Geheimrath Johann Hildebrand Mecker[2] den Gesandten ohne jede geschäftliche Veranlassung und sagte nach einleitenden Bemerkungen über einen anderen Gegenstand[3], „die Französischen abgesandten Leute“ hätten, „bei dem Fürstenbergischen Frauenzimmer“[4] öffentlich geäussert, ihr Herr werde zum Römischen Könige erwählt werden; man wisse nun wohl, dass Heinrich insbesondere mit dem Kurfürsten von Trier stark habe verhandeln lassen, hoffe jedoch, dass Herzog Maximilian die Krone viel eher dem Hause Oesterreich als Frankreich gönnen werde; der Herzog selbst sei der einzige Reichsfürst, der nach der Krone trachten oder dafür vorgeschlagen werden könne, indess werde sich ihm vermuthlich der Kurfürst von der Pfalz stark widersetzen.

Haslang erwiderte, dass er weder von der Bewerbung Frankreichs wisse, noch an eine solche von Seite seines Herrn glaube, dagegen gehört habe, dass die Brüder des Kaisers um die Nachfolge stritten, und von diesen werde leicht Einer den Andern

  1. Vgl. Briefe und Acten V, 106.
  2. S. über ihn Nachfolge, Register.
  3. Es befremde den Kaiser sehr, dass Maximilian’s Schwager, der Herzog von Vaudemont, von den Venetianern Bestallung angenommen habe, für diese Französisches Kriegsvolk ohne vorherige Anzeige durch Vorderösterreich und zwar gerade zu der Zeit, als Erzherzog Albrecht dort nach den Niederlanden durchgereist sei, geführt habe und dasselbe nun gegen die Zengger und Uskoken und also gegen Erzherzog Ferdinand verwenden lasse. – In dem gleich zu erwähnenden Gutachten der Baierischen Geheimräthe wird daraufhin empfohlen, Maximilian solle durch Haslang in Prag erklären lassen, Vaudemont müsse wegen der Unzulänglichkeit seines Einkommens fremde Dienste suchen, werde aber am liebsten dem Kaiser dienen; andererseits aber möge Maximilian seinen Schwager zur Rücksichtnahme auf den Kaiser ermahnen.
  4. Es ist wohl die Witwe des kaiserl. Oberststallmeisters Grafen Albrecht von Fürstenberg gemeint; vgl. Nachfolge Anm. 129.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1891, Seite 45. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1891_06_045.jpg&oldid=- (Version vom 6.1.2023)