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desselben mit grösserem Nachdrucke betrieben haben: aber Thatsache ist, dass Speer sowohl in seinem wie in seines Vaters Namen zu Kurfürst Ernst gesendet wurde, um dessen Unterstützung zu erbitten.

Dieser kluge und erfahrene Herr trug sich mindestens schon seit dem Beginn des Jahres 1600 mit dem Gedanken, die Krone dem Erzherzog Albrecht, dem Statthalter der seinen Stiften benachbarten Spanischen Niederlande, zuzuwenden und gegen die Münchner Wünsche hegte er sicher von vornherein jene durchschlagenden Bedenken, welche von seinen Vertrauten offen dawider geäussert wurden[1]. Vermuthlich hielt er es jedoch für vergeblich, gegen den Eigensinn und die Begehrlichkeit seines Bruders zu kämpfen, und besorgte er, durch Abmahnungen lediglich dessen Unwillen zu erregen und sich die Möglichkeit der Leitung und Ueberwachung des Münchner Vorgehens zu entziehen. Er begann daher ein böses Trugspiel. Speer wurde mit dem Versprechen abgefertigt, dass der Kurfürst sich die von demselben vorgetragene Sache und das Beste des Baierischen Hauses treulich angelegen sein lassen werde[2]; anderseits aber setzte Ernst die schon vorher begonnenen Bemühungen, die Abhaltung eines Wahltages zu bewirken[3], fort, obgleich auf der Hand lag, dass die Bewerbung Baierns keinen Erfolg haben könne, so lange Kaiser Rudolf lebe und sein Ansehen zu Gunsten seines Hauses geltend machen könne[4].

Eine Zusammenkunft der drei geistlichen Kurfürsten, welche den Wahltag vorbereiten sollte, fand auf Ernst’s Drängen Anfang

  1. Vgl. Nachfolge 67 und 84 f.
  2. Rückbeglaubigungen für Speer an die Baierischen Herzöge, Hirschberg [in Westfalen] den 3. November 1600, Ma. 134/1, 244 und 246 Orr. Der Kurfürst bemerkt darin, er habe sich mündlich offen gegen Speer erklärt, doch kann das nach dem oben mitgetheilten Inhalte der Schreiben und nach dem weiteren Verhalten der Baiern nicht wahr sein.
  3. Vgl. Nachfolge Anm. 219. Nach einem im Wiener Staatsarchiv, Reichstagsacten fasc. 30 vorliegenden Auszuge aus den Mainzer Wahlacten schlug Kaspar von Fürstenberg schon am 25. September 1600 zu Aschaffenburg im Auftrage Ernst’s eine Besprechung der geistlichen Kurfürsten vor und wurde dieselbe von Mainz für den 3. October bewilligt. Wesshalb sie nicht stattfand, ist nicht ersichtlich.
  4. Vgl. Nachfolge 85.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1891, Seite 52. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1891_06_052.jpg&oldid=- (Version vom 6.1.2023)