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über den etwa zu wählenden Nachfolger[1]. Ernst erreichte trotz allen Bemühungen nichts, als dass der Administrator von Kursachsen um Rath gefragt wurde, ob ein Kurfürstentag zu berufen sei; man wollte es ihm überlassen, „der Katze die Schelle anzuhängen“, war jedoch von vornherein überzeugt, dass auch er es nicht wagen werde, ja Mainz und Trier hofften dies ohne Zweifel sogar. Ersterer war nicht zu bewegen, dass er die Punkte, welche auf dem Kurfürstentage berathen werden sollten, bezeichnete, und als Kurfürst Ernst seinen Geheimrath Arnold von Bucholz nach Dresden abordnen wollte, um den Administrator zu Gunsten des Wahltages zu bearbeiten, sträubte sich Mainz dagegen und gab zu verstehen, dass er als Erzkanzler die Leitung in der Wahlangelegenheit für sich allein beanspruche. Das hielt freilich den Kölner nicht von der Gesandtschaft ab, mit Befriedigung konnte er indess gewiss nicht auf die Aschaffenburger Verhandlungen zurückblicken.

Nichtsdestoweniger versicherte er seinen Verwandten, dass

    lehnten es ab, eine Mahnung der sämmtlichen Kurfürsten an den Kaiser zu veranlassen, „dan solche sachen von dahero folgen mussen und seie nit der prauch, das die churfürsten den kaisser diesserhalb ansuchen sollen“. Hier wirkte freilich auch wohl die Scheu mit, den Türkenkrieg zur Reichssache zu machen und eine Steuerpflicht des Reiches zu begründen. – Die Bemühungen Maximilian’s für Kanisza könnte man übrigens vielleicht davon ableiten, dass er sich durch seinen Eifer gegen die Türken für die Kaiserkrone habe empfehlen wollen; er betrachtete indess die Abwehr jener längst als eine für das Reich und insbesondere für Baiern höchst dringliche Angelegenheit. Vgl. Briefe und Acten IV, 76 und 429 Anm. 1, sowie an vielen anderen im Register des IV. und V. Bandes unter Baiern, Stellung zum Türkenkrieg und Maximilian I., Türkenkrieg bezeichneten Stellen.

  1. Flöcker erwiderte am 28. December auf hierher bezügliche Bemerkungen Speer’s: „Dass Speer schreibt, das Mainz so secret sei und das er sich nichts hab lassen lauten, non est mirum iis, qui norunt ejus ingenium. Von Trier non habetur ex ore ipsius, sondern von seinem canzler [Peter Schneid] und glauben J. kfl. Dt. [Ernst] gar nit, quod sit ex affectione sonder vilmehr propter qualitates, dan Jhrer Mt. brüder humores, die sein nunmehr im reich also bekannt, das es keins andern disciferirn [!] bedarf“. Offenbar hatte Flöcker vorher eine dem Hz. Maximilian günstige Aeusserung Triers berichtet und wollte nun die in München dadurch erweckten Hoffnungen abschwächen, dass er sagte, sie sei nicht aus der Neigung Triers, Maximilian zu wählen, hervorgegangen, sondern beziehe sich nur auf die Schätzung der Eigenschaften Maximilian’s im Vergleich zu denen der Erzherzöge.
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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1891, Seite 54. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1891_06_054.jpg&oldid=- (Version vom 6.1.2023)