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die Zusammenkunft ziemlich gut abgelaufen sei und er mit Hoffnung in die Zukunft blicke, gab sich den Anschein, als erwarte er den baldigen Zusammentritt eines allgemeinen Kurfürstentages, und stellte in Aussicht, dass seine Räthe dort die der anderen Kurfürsten ausholen und für Baiern gewinnen würden. Nur insofern gab er seiner wahren Gesinnung Ausdruck, als er bemerkte, die weltlichen Kurfürsten würden gewiss wie Mainz bei Lebzeiten des Kaisers nicht wählen wollen, und als er betonte, dass man mit grösster Verschwiegenheit und Vorsicht zu Werke gehen müsse. Man solle „praetendiern“, rieth er, doch müsse es geschickt und behutsam geschehen, damit, wenn die Sache misslinge, Baiern keine Schande oder Feindschaft erwerbe, und vor allem sei nicht zu eilen, da keine Gefahr im Verzug liege.

Bei den Münchnern, oder wir dürfen wohl sagen, bei Herzog Wilhelm war jedoch keine Geduld vorhanden. Der Geheimrath und Speierer Domherr Adolf Wolf von Gracht, genannt Metternich, wurde nach Heidelberg geschickt, um bessere Beziehungen zu dem reformirten Wittelsbacher anzubahnen[1], und Ernst wurde gedrängt, zur Beförderung des Kurfürstentages nach Prag zu reisen.

Der Kurfürst erklärte es für unzulässig, diesem Ansinnen zu entsprechen, denn er werde sich dadurch seinen Amtsbrüdern verdächtig machen und hinfort „kein instrumentum in dieser sachen sein können“. Dabei betheuerte er aber seinen Eifer für den Münchner Plan und versicherte keines Sporns zu bedürfen[2]. Als er dann Anfang Januar 1601 aus München die Nachricht erhielt, dass die Erzherzöge Matthias und Ferdinand des Letzteren Geheimsecretär Peter Casal an ihn abgeordnet hätten, um ihn zur Reise nach Prag zu bewegen[3], und als er nun von seinen

  1. Ueber das Ergebniss der Gesandtschaft bemerkte Flöcker in seinem Briefe vom 17. Januar 1601: „Des Metternich verrichtung bei Pfalz ist eben, wie J. chfl. Dt. [Ernst] alzeit gesagt hat, nemblichen das sich Pfalz umb nichten nit annemen; die rät führen das ganz wesen und hat J. chfl. Dt. gleichwoll gern gehört, das sich der canzler [Kristof von der Grün] inter conversandum soweit ausgelassen, das er selbst bekennen muss, man hab vil unnötiger streit und unrichtigkeiten und das diese gefahren die herrn mussen zusammenpringen. Die zeit und erfahrenheit wirds mitpringen, wie sie zu frieden und einigkeit und zu remedierung dieser gefahr geneigt sein“.
  2. Kf. Ernst an Hz. Wilhelm 23. Dec. 1600. Ma. 134/1, 242 eigh. Or.
  3. Vgl. Nachfolge 66.
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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1891, Seite 55. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1891_06_055.jpg&oldid=- (Version vom 7.1.2023)