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Bille hatte Speer in Eger gesagt, „es sei des herrn churfürsten reis in effetto auf nichts anders angesehen als auf lautere compimenti und auf sodisfattion, die man dem papst und hauss Oesterreich geben wollte, die so stark begert haben, das J. Dt. zum kaiser ziehen sollen[1]; item, das J. Dt. sich bei chur- und fürsten, auch in und ausser reichs in der opinion erhalten, das sie ir das gemaine wesen treulich lassen angelegen sein, das sie auch bei J. Mt. wol angesehen sein. J. Dt. werden aber doch (sonderlich ultro) dem kaiser weder von der wal eines römischen königs noch von ichts anderm sagen, so auch nur ein wenig unlustig sein mechte und werden also beim kaiser, wie man etwan bei Osterreich meinen mechte, gar nit ein pedante [!] vertretten; es werde villeicht das maist gesprech von der alchimia und dergleichen dingen sein.“

Diese Angaben erscheinen gegenüber den uns sonst vorliegenden Nachrichten[2] und gegenüber der Thatsache, dass Ernst dem Papste als Zweck seiner Prager Reise ausdrücklich die Ordnung der Nachfolge bezeichnet hatte[3], als durchaus unwahr.

  1. Flöcker theilte Speer am 17. Jan. mit, der Kurfürst habe Nachricht, dass der Papst seinen Gesandten Wachtendonck [vgl. Stieve, Wittelsbacher Briefe IV, 168] gar heimlich zu sich berufen und demselben allerlei Aufträge in Bezug auf den Zustand des Kaisers und der Christenheit gegeben habe. Eine Bestätigung hierfür liegt nicht vor. Clemens VIII. selbst schrieb dem Kurfürsten am 23. Juni 1601: Wir freuen uns stets über Deine nicht nur klugen und frommen, sondern auch sehr eifrigen Briefe, worin Du bezeugst, für die überaus wichtige Ordnung der Nachfolge aus allen Kräften arbeiten zu wollen; ganz besonders aber freut uns Dein letztes Schreiben aus Hirschberg, worin Du uns Deine Reise nach Prag ankündigest. Wir vertrauen, dass Du Rudolf zur Ordnung der Nachfolge bewegen wirst, welche für die katholische Kirche und die christliche Welt ebenso nothwendig ist, wie für das Haus Oesterreich „nam quibus periculis obnoxia sit augusta domus illa, si imperii majestate destituatur, abhorret animus cogitare.“ Ma. 134/1, 298 Copie. Dies Schreiben deutet nicht darauf, dass Clemens auf die Reise gedrungen oder dem Kurfürsten vorher Aufträge ertheilt habe. Es beweist auch nicht, dass er die Wahl eifriger, als ich Nachfolge S. 91 vermuthete, betrieben habe, bestätigt dagegen, dass er die Uebertragung der Krone auf einen Habsburger wünschte.
  2. Vgl. Nachfolge 86 f.
  3. Vgl. oben Anm. 1. Dass die päpstliche Antwort den Baiern mitgetheilt wurde, war eine Unvorsichtigkeit, wie sie von Kölner Seite mehrfach begangen wurde. Vgl. unten. Auch das oben erwähnte Schreiben des Barvitius wollte Bille nicht mitgetheilt wissen; er gab vielmehr vor, der Kurfürst sei von vornherein gesonnen gewesen, nach Freising zu ziehen.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1891, Seite 59. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1891_06_059.jpg&oldid=- (Version vom 8.1.2023)