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selbst habe dem Bille empfohlen, „sich disfalls neutral zu halten“. Ueber Herzog Maximilian äusserte sich Ernst zugleich sehr günstig, versprach aus freien Stücken, dass er sich „diss werk treulich wölle angelegen sein lassen“ und sagte seinem Bruder beim Abschiede, er möge „dissfalls nur mit rue schlafen“.

Etwas offenherziger oder unvorsichtiger erwies sich Groisbeeck, welcher schon vorher – vielleicht aus Eifersucht auf Bille – dessen Bedenken gegen die Baierische Bewerbung nach München mitgetheilt hatte[1]. Bille, vertraute er Speer an, hege die Sorge, dass Maximilian, falls er nicht auch Böhmen bekäme, nicht die Mittel zur Bestreitung der Kosten des Kaiserthums besitzen und dass er sich des Türkenkrieges nicht so eifrig wie ein Oesterreicher annehmen werde. Ferner bemerkte er, Erzherzog Albrecht trachte zwar nicht nach der Krone, werde sie indess nicht ablehnen. Daneben nährte aber auch er die Täuschung der Baiern, indem er versicherte, sein Herr würde tausend Thaler darum geben, wenn er nicht mehr nach Prag zu gehen brauchte, und indem er Speer mittheilte, der Kurfürst wünsche, dass Herzog Wilhelm sich in Bezug auf die Wahlsache „noch etwas deutlicher und besser aufthäte“[2].

Wilhelm und Speer scheinen denn auch kein Misstrauen geschöpft zu haben[3]. Als der Herzog seinem Sohne einen ausführlichen Bericht über seine Reise und die Begegnung mit Ernst[4] zusandte, rieth er demselben, den neu erwählten Kurfürsten

  1. S. Nachfolge 143 f.
  2. Hierzu bemerkte Speer: „Das verstehet man nit, wie es gemaint oder ob es im in ernst also seie, dann J. Dt. haben rund gnueg gehandelt.“
  3. Wenigstens zeigt sich keine Spur davon in dem gleich zu erwähnenden Berichte. An dessen Schlusse wird nur bemerkt: „Wan diser man [Bille] widerkumbt, da last sich alles bösser abreden und beschliessen, J. chfl. Dt. ziehen gleich fort nach Prag oder nit.“
  4. „Kurze relation von der rais nach Eger und von der verrichtung beim h. churfürsten“, Ma. 134/1, 248 Cpt. von Speer. Aus dem Inhalte sei noch erwähnt: Der Kurfürst meint, Maximilian solle sich beim König von Frankreich „jeziger gelegenheit“ durch eine Gesandtschaft oder auch persönlich „per posta“ insinuiren, doch werde hierin sein Schwager, der Herzog von Lothringen, am besten rathen können. Der Kurfürst hat ausser Groisbeeck, nur zwei Adliche, den Massini [s. Wittelsbacher Briefe V Register], zwei Edelknaben und die Kammerdiener bei sich. „J. chfl. Dt. sehen bleich und übel aus; wollen jetzt medicin brauchen.“
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1891, Seite 61. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1891_06_061.jpg&oldid=- (Version vom 8.1.2023)