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ihn dieselbe lediglich wegen der Bestimmtheit ihrer Zusage, nicht aber wegen ihres Gegensatzes zu den in München abgegebenen Erklärungen des Kurfürsten befremdet zu haben. Nachdem er Groisbeeck mit vieler Mühe zu dem Versprechen bewogen hatte, dass er den Herzog Wilhelm in Schleissheim besuchen wolle, forderte er diesen nur auf, den Gesandten darüber zu vernehmen, „wies dannoch ein ding sei, das er dem kaiser gesagt, die drei churfürsten begern bei Oesterreich zu bleiben, da doch J. chfl. Dt. und die zwei verstorbene churfürsten anno 1594[1] so weit nit gangen seien und da in dem schreiben kein wort darvon?“ Obendrein stellte er dem Herzoge noch zur Erwägung anheim, ob es überhaupt räthlich sei, die Sache „apud aures satis delicatas“ zu berühren, und zugleich schlug er weitere Fragen vor, welche nur in der Voraussetzung gestellt werden konnten, dass Ernst sich gegen die Baierischen Herzöge offen und ehrlich erweise[2].

Antheil an der Fortdauer der Münchner Vertrauenseligkeit hatte übrigens vielleicht ein neuer Plan, welcher jetzt angeregt wurde. Der Kaiser war wie gewöhnlich so auch diesmal durch das Drängen zur Ordnung der Nachfolge veranlasst worden, an seine eigene Verheirathung zu denken, und er hatte Groisbeeck ein Schreiben mitgegeben, worin er den Wunsch äusserte, Herzog Maximilian möge seine Schwägerin, die Prinzessin Katharina von Lothringen, nach München kommen lassen, um ihre Vermählung mit ihm einzuleiten. Wie es scheint, erbot sich nun Groisbeeck, die Aufmerksamkeit Rudolf’s auf die jüngste Tochter Wilhelm’s V., Magdalena, zu lenken. Speer ging – ohne Zweifel mit Zustimmung Maximilian’s – auf den Vorschlag ein. Die Baierische Prinzessin zählte allerdings erst vierzehn Jahre und an der

  1. Vgl. Nachfolge 17 f.
  2. Speer an Hz. Wilhelm, München 11. März 1602, Ma. 134/1, 278 eigh. Or. und „Memorial für den h. Groisbeckh,“ d. h. für Hz. Wilhelm zur Besprechung mit G. das. 281 Cpt. von Speer. Das Memorial enthält u. a. folgende Fragen: „Auf welchen erzherzog die wal am eheisten fallen möge? Und ob aber J. chfl. Dt. vermainen und glauben, das man mit dem erzherzog Mathia (als auf den ohn zweifl die andern hern churfürsten gehen) versehen und das reich versorgt werde sein? Si ita, res salva; sin minus (ut Barvitius cum aliis timet), so were die frag, obs J. chfl. Dt. gegen Dero collegis nit wolten melden? Quando? Ne nimis sero! Pro salute patriae. Ex conscientia.“
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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1891, Seite 64. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1891_06_064.jpg&oldid=- (Version vom 8.1.2023)