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die gleiche Gesinnung hege. Herzog Maximilian scheint denn auch über die Meldung in heftige Erregung gerathen zu sein, zumal die Bewerbung um die Kaiserkrone jetzt am Baierischen Hofe so ernsthaft genommen wurde, dass der sich eben damals in Prag aufhaltende Speer – allerdings auf fremde Anregung hin und ohne Auftrag Maximilian’s – sogar Verbindungen zur Erlangung der Böhmischen Krone anzuknüpfen suchte[1]. Dauernden Argwohn fassten indess weder Maximilian noch sein Vater. Vielmehr wurde Kurfürst Ernst in der Folge immer wieder in alter Weise um seine guten Dienste angegangen.

Ueber diese späteren Verhandlungen habe ich an anderer Stelle berichtet[2] und ich habe hier nur die Mittheilung über ein sehr merkwürdiges Actenstück, welches ich neuerdings fand, nachzutragen.

Dieses Stück ist eine, unzweifelhaft in den Anfang des Jahres 1604 gehörende Anweisung zu geheimen Verhandlungen mit dem kaiserlichen Feldmarschall Hermann Kristof von Rosworm[3], welcher seit langer Zeit in nahen Beziehungen und seit 1596 sogar als Oberst und Kämmerer in dienstlichem Verhältniss zu den Baierischen Herzögen stand[4]. Derselbe habe, wird gesagt, dem jüngst zu Prag gewesenen[5] Baierischen Rathe Theodor Viepeck im tiefsten Vertrauen anempfohlen, dass Herzog Maximilian sich, wenn der Kaiser sterbe, um die Römische Krone bewerben möge, und er habe sich anerboten, wenn der Herzog ihm folge, diesem die Krone auf den Kopf zu bringen und „bei fl. vene und fl. die sachen dahin zu practicirn, das diselben nit allein dazu sollen helfen und J. Dt. gelt darzu geben, sonder

  1. S. Beilage III.
  2. Briefe und Acten V, 759 fg. Das das. S. 725 erwähnte eigenhändige Schreiben des Kaisers vom 26. Juni 1603 findet sich in Abschrift Ma. 134/1, 300. Kf. Ernst erwiderte am 25. Juli, nach der goldenen Bulle und dem Herkommen müsse die Böhmische Krönung der Römischen vorausgehen. Das. 301 Copie.
  3. „Memoriall, nach dessen inhalt mit Chr. H. Roswormb aus dess durchleuchtigisten fürsten und herrn, herzog Maximilian in Bayern befelch solte geredt und gehandlet werden.“ Ma. 134/1, 290, von Viepeck’s Hand geschrieben.
  4. Vgl. A. Stauffer (H. Kr. Graf von Rusworm. München 1884), sowie Briefe und Acten V Register.
  5. S. Briefe und Acten V, 762 Anm. 2.
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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1891, Seite 66. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1891_06_066.jpg&oldid=- (Version vom 8.1.2023)