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werden kunt. Allein dregt man die beisorg, die jungste, vi et armata manu [ex bono tamen zelo] hergeflossene reformation mechte im in konftiger wal bei den protestirenden nit ein geringen inhalt geben,“ indem dieselben ein entsprechendes Vorgehen im Reich besorgen werden. Dem könnte man indess mit der Vorstellung begegnen, dass auch Kaiser Rudolf in Oesterreich stark reformirt habe, ohne doch im Reich [„quod tamen potius deplorandum quam probandum“[1]] Aehnliches zu unternehmen. „Do also das löblich haus Bairn auf sich selbst nit gedacht, soll man in allweg auf alle mitl und weg gesinnet sein, jezbemelten erzherzog Ferdinand vor andern hiezue zu promoviern, sintemal ausser der kurzerzelten ursachen wissentlich, das er wegen der nahenden und anjetzo de novo erneuerten freundschaft dem haus Bairn vorders gewogen.“

Von den Baierischen Fürsten sind alle Alters oder Standes halber von der Wahl ausgeschlossen bis auf Herzog Maximilian. Dieser ist würdig wie kein anderer und würde die Krone ohne Zweifel leicht erhalten, wenn er sie suchte, denn zwei Kurfürsten gehören ja seinem Hause an. Mit Pfalz hat man allerdings etliche Streitigkeiten, namentlich wegen der Kurwürde, und Pfalz könnte etwa besorgen, dass er diese als Kaiser seinem Hause beilegen werde; „so halt man doch dafur, das disem wol zu furkummen. Zudeme wais man, das etliche under den protestirenden churfursten und fursten sich zum oftern sollen vernemen haben lassen, si fur ire person wissen wol, das si zu der cron nit kummen kinden, doch were inen alles gnug geschehen, do si nur die cron von dem haus Osterreich ab und anderstwo wenden kinden; aus deme dan zu schliessen“, das sie villeicht froh sein würden, wenn Baiern nach der Krone trachtete.

„Ob aber dis zu thun, were wol in obacht zu nemen, dan die cron so bald des loblichen haus Bairn undergang als aufnemen sein kunte, dan je aimal zu ainem solchen hofstadt vil und uber vil gehorig und sich auf die reichscontribution wenig zu verlassen, dan, wie schwer si

    denn welcher anderen Persönlichkeit wäre der junge Fürst zur Folgeleistung verpflichtet gewesen? Auch passt dazu der Nachsatz, da zunehmendes Alter dem Erzherzog grössere Selbständigkeit verleihen zu können schien. Bekanntlich hat sich aber die Hoffnung Donnersberg’s nicht erfüllt. Offenbar beurtheilte er also Ferdinand nicht richtig und sein gesammtes Lob kann gegenüber den Zeugnissen des Grazer Nuntius Portia (vgl. besonders Briefe und Acten V, 852 Anm. 2 und Nachfolge S. 63), sowie den eigenen Briefen Ferdinand’s nicht massgebend erscheinen. Vielleicht war er auch durch seine Abneigung gegen die Baierische Bewerbung beeinflusst, indem er zeigen wollte, dass im Hause Oesterreich ein würdiger Nachfolger nicht fehle.

  1. Diese Worte sind erst nachträglich zugesetzt.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1891, Seite 74. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1891_06_074.jpg&oldid=- (Version vom 8.1.2023)