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falls man ihm Frieden mit Frankreich verschaffen werde, dass er weiter zur Bekräftigung seines guten Willens, „sich mit allem dem seinen zu dem reich zu thun“, zuerst das Herzogthum Geldern zu Lehen empfangen und dadurch zum Reich in Beziehung treten wollte, und dass er schliesslich bat, ihn zu einem „konig zu Burgundien“ zu krönen. Das Königreich, dem er die Bisthümer Lüttich, Utrecht, Toul und Verdun, sodann Lothringen, Savoyen und Cleve incorporirt zu sehen wünschte, würden dann Karl und nach ihm seine Erben vom Reiche zu Lehen tragen[1]. Im Hinblick auf das Gewicht, das hiernach auf des Burgunders Zugehörigkeit zum Reiche gelegt wurde, ist es durchaus glaublich, dass die Forderung Karls, mit den Ländern nicht vom Reiche, sondern vom Kaiser belehnt zu werden, unmittelbar vor der Krönung[WS 1], die ihm seine eben berührten Wünsche erfüllen zu sollen schien, das Scheitern des Trierer Tages veranlasst hat. Die Aeusserung eines Zeitgenossen[2] über den Abbruch der Verhandlungen verdient, in diesem Zusammenhange gehört zu werden: „die sage ist gewesen, darumb iss nicht vorgangen ist, der [Karl] hat daz anders haben wolt, wan iss fore betracht ist, und unser her im zumal vil darumb nachgegebin hatt“.

Möglicherweise wird übrigens der Gegensatz zwischen einer Belehnung von Reichs wegen und einer solchen vom Kaiser aus schon im October, über dessen geheime Verhandlungen wir durchaus im Unklaren sind[3], eine Rolle gespielt haben. – Wir dürften dann in dem geflissentlichen Betonen Karl’s Anfang November, zum Reich in Beziehungen treten zu wollen, ein Einlenken seinerseits erblicken, das in der Belehnung mit Geldern am 6. November[4] seinen sichtbaren Ausdruck gefunden hätte. Und wir hätten ferner in jenem von Cesner erwähnten Begehren des Herzogs eine Wiederaufnahme eben der Pläne vor uns, die Ende October zu einer Verstimmung[5], Ende November aber zu einem definitiven Bruche auf beiden Seiten geführt hatten.

Karl Schellhass.     
  1. So nach dem bei Wiedemann a. a. O. p. 106 ff. gedruckten Bericht der Brandenburgischen Gesandten, vgl. p. 107 Z. 8 ff. von unten.
  2. Unbekannter Verfasser eines bisher ungedruckten Berichts über Kaiser Friedrich’s Reise im Jahre 1473, der auch die Trierer Zusammenkunft, jedoch nur auf Aeusserlichkeiten hin, schildert, in Frankfurt St.-A. Reichssachen 1472–73 Nr. 5789. Wird von mir veröffentlicht werden im Archiv für Frankfurts Gesch. u. Kunst. Dritte Folge IV (1892).
  3. Vgl. Lindner p. 66 Z. 18 ff. p. 71 u. 73. Krause p. 54 f. u. 56 Z. 13 f.
  4. Auf den 6. November fällt auch nach dem eben erwähnten Reisebericht die Belehnung.
  5. Ueber die Gründe dieser Verstimmung schweigen die Quellen, siehe Lindner p. 73.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Könung
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1891, Seite 85. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1891_06_085.jpg&oldid=- (Version vom 9.1.2023)