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ablehnend verhielt er sich gegenüber der Bitte, dass Pechlin im Falle der Noth im Hause des Englischen Gesandten eine Zufluchtsstätte finden sollte. Bei Hochverrath gebe es kein Asyl, antwortete er; die eigene kluge Haltung müsse seine beste Sicherheit sein.

Mitchell erhielt auch die Instruction zu lesen[1], die Pechlin bekommen, er bezeichnet sie als ausführlich und klar, sie enthielte gute Verhaltungsmassregeln. Auch hier hatte der König betont, dass er zu einer Abtretung sich nicht verstehen würde. Schon während der Unterhandlung möchte auf einen Stillstand der kriegerischen Operationen hin gewirkt werden. 500 000 Thaler sollten zunächst in Hamburgischen, Holländischen und Englischen Wechseln an Keith geschickt werden, dieselbe Summe würde bei günstigem Erfolge später nachfolgen.

So reiste denn Herr von Pechlin ab, er kam auch glücklich nach Petersburg, aber es gelang ihm nicht, auch nur den geringsten Vortheil dort zu erreichen. Nur zweimal traf er mit Keith zusammen. Nach verhältnissmässig kurzer Zeit entschloss er sich zur Abreise, welche er Keith gegenüber damit motivirte, dass man in Petersburg sowohl seine Ankunft, wie seinen Aufenthalt mit Argwohn betrachtet habe[2].

Somit war der ganze Plan ziemlich kläglich gescheitert, und die Zeitumstände wiesen nicht darauf hin, dass eine Wiederholung besseren Erfolg haben würde. Keith bat desshalb, die für diesen Zweck ihm zugewiesene Summe zurückzuziehen.

Fester und enger hatten sich inzwischen die beiden Kaiserinnen wieder verbunden. Nach langem Widerstreben hatte Maria Theresia endlich nachgegeben und Russland die Erwerbung von Preussen zugesichert, falls Oesterreich in den Besitz von ganz Schlesien und der Grafschaft Glatz käme[3]. Sie und Elisabeth liessen grosse Heere ausrüsten, um die fast erschöpften Kräfte Friedrich’s matt zu setzen. Aber das Misstrauen, das Saltykow gegen Daun hegte, verhinderte auch im neuen Feldzug eine erfolgreiche Cooperation.

R. Schmitt.     
  1. a. a. O. – Auf eine an das königl. geh. Staatsarchiv zu Berlin gerichtete Anfrage, ob diese Instruction, oder eine Copie, noch vorhanden wäre, wurde mir geantwortet, dass das königl. geh. Staatsarchiv nicht in der Lage sei, mir hierüber Auskunft zu geben.
  2. Mitchell an Holdernesse, Leubnitz, den 25. Juli 1760. (Mitchell Papers II, 173.)
  3. Schäfer II, 1, 493–505 und Arneth VI, 92 und 93.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1891, Seite 98. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1891_06_098.jpg&oldid=- (Version vom 10.1.2023)