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des Irrthums? Auch diese lässt sich mit Sicherheit nachweisen. In dem Bulletin vom 10. December erzählt Napoleon, er habe am selben Tage den Fürsten Repnin, Tags vorher den Friedensboten, Fürst Johann von Liechtenstein empfangen, und sein erster Adjutant Junot habe nach der Abreise des Kaisers Alexander den Kaiser Franz in Holics gesprochen. Weiter heisst es dann in dem Bulletin: „Sa Majesté a reçu à Brünn M. de Haugwitz et a paru très satisfaite de tout ce que lui a dit ce plénipotentiaire“[1]. Daran schliesst sich eine lange Expectoration über Preussen, welche unter anderem die oben mitgetheilten, von Bignon angeführten Aeusserungen enthält. Die von Napoleon zuerst erwähnten Begegnungen ereigneten sich sämmtlich nach der Schlacht und kurz vor Abfassung des Bulletins. Jemand, der mit den Ereignissen nicht genauer bekannt war, konnte desshalb, wenn er unmittelbar darauf von der Audienz des Grafen Haugwitz las, auch diese für ein gleichzeitiges Ereigniss halten. In der That bezieht sich aber Napoleon auf die Unterredung mit Haugwitz in Brünn vom 28. November; die Zeitbestimmung hat er wahrscheinlich desshalb im Dunkeln gelassen, weil ihm daran gelegen war, gerade für die Zeit des 10. December eine freundliche Begegnung mit Haugwitz in den Vordergrund zu stellen. So ist Bignon getäuscht worden. Er begeht aber noch den weiteren Fehler, dass er die Worte über Preussen, welche dem Bulletin vom 10. December angehören, in das Bulletin vom 7. December versetzt, welches nichts dergleichen enthält. Und da nach seiner Auffassung eine Audienz des Grafen Haugwitz unmittelbar vorhergegangen war, so verlegte er eine solche auf den 7. December.

Die beiden Französischen Schriftsteller haben nur die Erzählung Bignon’s wiederholt; deutlich erkennt man es daraus, dass sie gleichfalls die Worte des Bulletins vom 10. December dem vom 7. zuschreiben. Auch Häusser konnte zu einer Zeit, wo vieles von dem, was heute gedruckt vorliegt, nur mühsam in den handschriftlichen Acten zu finden war, einem Schriftsteller folgen, der, im allgemeinen glaubwürdig, nicht selten echten, nur ihm zugänglichen Quellen eigene und richtige Mittheilungen entnommen hat.

Hermann Hüffer.     



  1. Correspondance XI, 568 f.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1891, Seite 104. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1891_06_104.jpg&oldid=- (Version vom 10.1.2023)