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Im 15. Jahrh. halten sich die Prioren der Politik fern, wohl aus kluger Berechnung, nicht aus Unfähigkeit. – Dommönche gab es im 13.–15. Jahrh. 70–80, davon starben am Schwarzen Tod, dank guter Wasserleitung, bloss 4, vielleicht selbst diese nur auf Reisen angesteckt; II, xxj. Zum Guardian über die Studenten der Canterbury-Halle zu Oxford, die Erzbischof Islip nicht bloss für Benedictiner stiftete, ernannte er Johann Wyclif, vielleicht den Reformer; der Convent klagte gegen die Weltgeistlichen auf Alleinbesitz, und erhielt ihn von Urban V., 1370. 1337 behaupten Bauern im Gute Risborough, sie seien frei und besitzen ihr Land nach Hofrecht, doch mit freiem Verkaufsrecht. Der Prior, unterstützt von einem königlichen Richter, entscheidet im Gutsgericht gegen sie, lässt die Rebellen fesseln, einkerkern und zeitweilig ihres Landes entsetzen (so dass ein Fremder sich erbietet, in die leeren Hofstellen als Unfreier einzurücken). Letztere klagen in King’s Bench, geben aber 1352 nach. [Herausgeber meint II, xxxviij, auf Gleichheit des Zunamens gestützt, die Freiheit des Ahnen sei beim Enkel vergessen worden; dagegen spricht, dass sich die Bauern darauf beriefen, das Gut sei einstige Krondomäne.] – Höchst willkommen ist des Herausgebers Aufstellung über Einnahme und Ausgabe des Convents im 13. u. 14. Jahrh., seit 1207 (wo aber das Rechnungssystem bereits voll ausgebildet erscheint, also eine lange Reihe uns verlorener früherer Rechnungen voraussetzt), II, xliv: so gross die Einkünfte waren, musste doch baar Geld geliehen werden, bisweilen „de mercatoribus Florentinis (Romanis)“, also gegen Wucher, bisweilen so, dass vielmehr das Kloster den Bankier machte. Und schon 1373 schmolz der Prior Gold aus Lanfrancs Gewändern und Figuren des Becketschreins. Die Jahreseinnahme beträgt etwa 1500–2300 £, die Schwankung liegt meist nicht an den allgemeinen Zuständen oder Preisen, durch welche nur die Schreinsopfer von 300–460 £ variiren. Auch der Ueberschuss über die Ausgabe, 43–45 £, bleibt ziemlich fest. Von den Opfern entfiel nur 1/25 auf andere Altäre als die Becket’s; diesen liess der schlaue Convent an vier Stellen, dem Grabe, Marterort, Schädelstück (Corona) und Schreine, verehren. Nur ⅛ bis ½ vom Hundert ging vom Opfergeld für schlechte Münze verloren. – 1444 schrieb Karl VII. seinem „Nepveu d’Angleterre“, er erhoffe Frieden von den Verhandlungen zu Tours und biete Geleit für Margarete von Anjou. Ludwig XI. schenkte dem Convent Bordeaux-Wein (den das Kloster sich kommen liess, während es das geringe Gewächs von Poissy gleich dort verkauft hatte; III, xx) und erwartete dafür „ein Zeichen vom h. Thomas am Hut zu tragen“. Hierbei und sonst wirkte Dr. Langton (später Bischof von St. David’s, Salisbury, Winchester und 1500, da er starb, für Canterbury postulirt) als Agent des Klosters; er schildert Richard III., dessen Gesandter zum Papst und König von Frankreich er war, als gottgesandten Wohlthäter der Armen, der freiwillige Geschenke der Städte ablehne; Hrsg. III, xxvij weist nach, dass Richard das Geschenk Canterburys zurückgab. [Da die Stadt es nun Langton schenkte, so war wohl Richard’s Grossherzigkeit mehr formell.] Vgl. Tout, EHR ’91, 173.


Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1891, Seite 126. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1891_06_126.jpg&oldid=- (Version vom 11.1.2023)