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zu Schiffe mit Waffen und Kleinodien landender Knabe, der zuerst König wird) personificire die Einführung von Seefahrt, Ackerbau, Krieg und Königthum. Nur Entfaltungen seines Wesens seien die Namen der Genealogie neben ihm: Schilddecker, Beav (ruhig Bauende) und der Anmuthige (ebenso wie die Stammtafel der Ostsachsen mit Seaxneat-Mars beginnt und in den Namen der Söhne nur die Momente der Schlacht entwickele). Der Dichter verschiebe diese Stammvatersage der Nordsee-Ingävonen auf Scyld. Sceaf oder Ing (der Ankömmling) aber sei nur eine andere Form des Freyr, des freundlichen Frühlingsgottes, der die den Menschen feindliche Natur, Winter und Meeressturm besiegt. [Den Namen Beáv hält Symons für unerklärt und ihn für keinen Freyrshelden.] II. „Die geschichtlichen Elemente“. 1. „Die Geaten“ Beowulf’s seien Gauten, jetzt Götar in Südschweden. [Dagegen erklärten sich Fahlbeck und Bugge; Symons versteht: Jüten.] Auf einen ihrer Helden übertrage sich durch Namensähnlichkeit der Beavmythos. Fabel sei Beowulf’s 50jährige Herrschaft, also vielleicht auch alles von den Vaegmundingen Viohstan und Viglaf Erzählte. Der Gautenkönig Hredhel, dem der älteste Sohn Herebeald vom zweiten erschlagen wird, und der im Ringen zwischen Blutrachepflicht und Sohnesliebe hinstirbt, findet eine Parallele in der Deutschen Sage von Herbort. Sicher historisch ist Hygelac’s Seezug nach Friesland und Fall bei Hetwaren (Cleve-Geldern) durch die Franken während der Vertheidigung der Beute; dies bezeugen Gregor von Tours über Chochilac um 515, und Liber monstrorum ZDA XII, 287 weiss von Hugilaic rex Getarum, den Franken auf einer Insel der Rheinmündung tödten; hier ward früh die grosse Bedeutung des Seekönigs ins Riesenhafte übertrieben. Um 525 endet die Kenntniss der Angelsachsen von Nord. Geschichte (ausser dass Northumbrer Ende des 8. Jahrh. Ingeld den Bösen von Schweden besangen). [Das Folg. übergehe ich als zur Skandinav. Geschichte gehörig.] Däne bedeutet in den Angelsächs. Annalen 787 „Nordmann“; der Name bezeichnet, einfach und als erstes Glied eines Compositum, auch bei den Angelsachsen Personen. Die Headobarden seien Heruler; des historischen Dänenkönigs Hrođgar Kampf ende um 475, sein Heorot sei Lethra, sein Ruhm im Norden übertragen auf den Neffen Hrođulf (Rolf Kraki), den die Angelsachsen nur als jüngeren Gehilfen nennen. Ueberall sei, wo Beowulf und Dänische Ueberlieferung denselben Stoff bringen, ersterer treuer geschichtlich, letztere jüngere entwickeltere Sage. Den Heremod, der in Angelsächs. Sage und Genealogie begegnet, mache der Beowulf-Interpolator nur irrig zum Dänenkönig. 3. „Die Angeln und Sachsen“ sind zwar im Beowulf nicht genannt; dennoch entstehe das Epos bei ihnen aus lebendiger mündlicher Ueberlieferung. Da die Dänensage aus dem Dunkel der Vorzeit gerade dieselbe Epoche erhellt und im einzelnen vielfach mit dem Beowulf stimmt, so sei sie (ebenso wie Hygelac’s Zug) zu den Angelsachsen, etwa 600, wohl übertragen; und zwar durch Frisen, die den Engländern in Blutsverwandtschaft, Sprache, Lage und Verkehr nächststehen und ihren Reichthum auch an Deutschen Liedern (Finn, Gudrun, Nibelungen, Ermenrich) vermitteln; allein das Mythische, den Hauptinhalt des Beowulf, besitze der Angelsachse zu Eigen und verschmelze es mit dem Historischen seit 650 zum heutigen Beowulf, noch vor irgend welchem Hasse gegen die Dänen,

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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1891, Seite 136. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1891_06_136.jpg&oldid=- (Version vom 12.1.2023)