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also vor 800. Nur wenig Historisches nehme er bei der Wanderung aus der Heimath mit. Zum Beweise dessen geht Verf. die gesammte einheimische Ueberlieferung durch, mit besonderer Ausnützung der Königsgenealogieen und des Widsith, der aus drei Liedern bestehe, welche in dem Jahrh. nach 568 (Alboin’s Italienfahrt) entstanden. Die Angli sitzen in Schleswig. Hengst und Hors seien nicht mythisch [Heinzel sieht in den Namen der Kent. Genealogie die Bedeutung „Pferd“ und erklärt [?] Baeldaeg als Baldr]; ihre Jüten können Ytas und müssen Deutsche sein, da Kent rein Angelsächsisch redet. Der Undeutsche Name Cerdic beweise Berührung mit Kelten mindestens schon zu des Vaters Zeit, und der Name Port Verkehr mit Romanen [?]. Also [?] kamen die Westsachsen von der Gall. Nordküste [?]. Cerdic’s Ahnen seien mythisch. Die Angeln lässt Engl. Ueberlieferung erst spät landen; dagegen spreche aber Nennius und Procop [?]. Die Genealogie der Lindisfaran bezieht sich auf Lindsey. [So auch Frühere; vgl. Elton, Origins 379.] Die Namen der Vorfahren Aella’s von Deira bergen Angelsächs. Dichtung, nicht Geschichte. Jedenfalls nicht durch kriegerisches Vordrängen von Dänen werde die Anglische Wanderung verursacht; sonst könne Beowulf nicht solche Vorliebe für die Dänen hegen, die sich auf uns unbekannte Thatsachen gründe. Der Angelsachse bringe ein fertiges Bild der Geographie Germaniens nach England mit, das viele Völker noch an den Wohnorten kennt, wo sie vor der Völkerwanderung sassen; eine grosse Reihe von Stammesnamen des German. Festlandes localisirt der Verfasser. [Die Erklärung der Völkertafel berichtigt Heinzel a. a. O.] Die Mercische Königstafel allein verrathe festländ. Erinnerung ins 4. Jahrh. hinauf. Zwar Withelgeat und Waga seien mythisch; aber Wihtläg und Nachfolger seien historisch: in die Dän. Genealogie seien sie irrig erst im 11. Jahrh. verschoben. Vollends über Offa von Schleswig und seine Frau Thrydho (d. h. virago) erklinge echte Angelsächs. Sage auch im Vidsith, im Beowulf und in den Fabeln, die die Vitae Offae I et II, in St. Albans geschrieben [die Zeit setzt Verfasser zu früh, ohne Kenntniss von histor. Untersuchungen, vgl. Mon. Germ. 28, 97], dem Offa von Mercien und der Cynedrytha anhängen, durch irrige Uebertragung auf ähnliche Namen; die Albanenser nehmen das Märchen vom Mädchen ohne Hände auf und melden von der Königin den früheren Namen Drida, den Virago-Charakter und die Ankunft übers Meer, also drei Züge der Beowulf’schen Thrydho. Die Dän. Uffisage, die dem Offa I. des Albanensers im Zuge der Stummheit in der Jugend ähnelt, sei aus England, freilich nicht aus Büchern, durch Dänen zurückverpflanzt; also für Merc. Ursprünge müsse Dän. Material unbeachtet bleiben. Schon im 9. Jahrh. geschah die Uebertragung der Thrydhosage auf Cynedrytha’s Tochter Eadburg, bei Asser. Auch Garmund und Eomaer blieben vom Festland her in Angelsächs. Erinnerung. Da Penda, geb. 575, Offa’s I. achter Nachfolger war, so sei dieser um 335 geboren [?]; die erste Hälfte der zwischen beiden aufgeführten Namen klingt anders als die vier späteren, folglich [?] falle ein Abschnitt 4 × 30 = 120 Jahre nach 335, also [?] schon um 455 beginne die Anglische Wanderung. Da somit die Eroberung Britanniens (und vollends alle frühere eigne Gesch.) höchst undeutlich in der Angels. Ueberlieferung verschwimme, so hole sich das Angels. Volksepos fremden

Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1891, Seite 137. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1891_06_137.jpg&oldid=- (Version vom 12.1.2023)