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gelangen. Das Deutsche Archäologische Institut veranstaltet im October einen Cursus der Betrachtung antiker Kunst in Italien für Gymnasiallehrer aus dem Dt. Reiche. Derselbe beginnt am 5. Oct. in Verona, führt über Florenz nach Rom (Hauptaufenthalt von etwa 14 Tagen), von dort nach Neapel (Pompeji, Pästum) und endet am 28. wieder in Verona. Es werden etwa 15 Gymn.-Lehrer (angemeldet waren ungefähr doppelt so viel) aus verschiedenen Bundesstaaten theilnehmen, denen zu Hause Vertretung und im Institut zu Rom freie Wohnung gewährt wird; die übrigen Reisekosten fallen jedem einzelnen zur Last. Die Führung an den genannten Orten werden die Secretäre des Röm. Instituts Prof. Petersen und Dr. Hülsen sowie Prof. Mau übernehmen. – Bei günstigem Erfolg des Unternehmens wird an regelmässige Wiederholung gedacht.

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Wie vorauszusehen, hat die Frage der Unterrichtsreform die Münchener Versammlung der Philologen und Schulmänner eingehend beschäftigt. Es kamen aus der Mitte der Versammelten selbst zahlreiche Vorschläge zu Verbesserungen unseres Schulwesens; einmüthig jedoch, wie bei ihrer Zusammensetzung sehr erklärlich, stand die Versammlung ein für das Festhalten an den bisherigen Grundlagen unserer Gymnasialbildung. Hierfür zeugte die zahlreiche Betheiligung an der gleichzeitigen Gen.-Verslg. des Dt. Gymnasial-V. und der lebhafte Beifall, mit dem Aeusserungen in conservativem Sinne, wie die Worte des Cultusministers von Müller über die Baier. Schulreform, aufgenommen wurden. Der Schwerpunkt dieser Berathungen lag naturgemäss in der pädagog. Section; hier verteidigte Gymn.-Dir. Dr. O. Jäger fünf umfassende Thesen, die nach längerer Debatte einstimmig angenommen wurden. Wir heben daraus nur zwei Sätze hervor, welche mit den in dieser Zeitschrift ausgesprochenen Ansichten (s. ’90, 268) sich wenigstens einigermassen berühren: Die Gefahr der Zersplitterung, lautet der Schluss der 3. These, „ist durch die gegenwärtigen Reformbestrebungen, auch durch einzelne Beschlüsse der Berliner Dec.-Conferenz erheblich gewachsen“; die 4. These aber sagt: „Eine Vermehrung der Dt. Unterrichtsstunden wird den nationalen Geist ebenso wenig stärken, als die Vermehrung der Relig.-Unterrichtsstunden den religiösen oder Vermehrung der Geschichtsunterrichtsstunden den historischen Sinn stärken würde“. Die übrigen Aufstellungen Jäger’s betrafen den Betrieb der alten und der neuen Sprachen auf den Gymnasien.

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Ueber den Unterricht in der Geschichte verhandelte nicht minder lebhaft die histor. Section. Den Anstoss hierzu gab ein Vortrag von Prof. W. Götz über „die didaktische Behandlung des geschtl. Lehrstoffes in Mittelschulen“; auch dieser Vortrag gipfelte in mehreren Thesen, welche mit wenigen Abänderungen gleichfalls von den Mitgliedern der betr. Section gutgeheissen wurden. Charakteristisch ist hier wiederum das Hervortreten eines gewissen Widerstandes gegen herrschende Strömungen, so wenn als Ziel des G.-Unterrichts angegeben wird, „die Schüler zu einem sachlichen Verständniss und unabhängigen Urtheil über die Wirklichkeit und die Tragweite öffentlicher Verhältnisse der Vergangenheit und der Gegenwart zu führen“, oder wenn weiter behauptet wird: „die aus pädagogischen

Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1891, Seite 190. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1891_06_190.jpg&oldid=- (Version vom 14.1.2023)