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Humboldt’s und Ranke’s Ideenlehre.
Von
Richard Fester.


Wie sich Ranke zu der philosophischen Bewegung seiner Jugend- und Mannesjahre gestellt hat, wäre noch vor einiger Zeit nicht so leicht zu sagen gewesen. Als er nach Berlin berufen wurde, herrschte dort allgewaltig die Hegel’sche Philosophie, und wir Jüngeren namentlich liebten es, uns den Meister der Universalgeschichte in ausgesprochenem Gegensatz zu einer Philosophie zu denken, deren Anhängerschaft mit einer wissenschaftlichen Ansicht der Vergangenheit unvereinbar schien. Hat es an sich schon den grössten Reiz, einen Einblick in die Gedankenwerkstatt eines Gelehrten von Ranke’s Bedeutung zu gewinnen, so war das Bedürfniss nach klarer Einsicht gerade hier, wo es sich um einen Führer der Geisteswissenschaften handelte, doppelt berechtigt. In Ranke’s Entwicklungsgang, sagten wir uns, müsse sich der geistige Process deutlich verfolgen lassen, der zur Ueberwindung des Hegel’schen Systems und zur üppigen Entfaltung der Erfahrungswissenschaften geführt hat. Allein so lebhaft wir dies auch bei der Lectüre seiner Werke empfanden, so wäre es doch schwer gefallen, diesem Gefühle angemessenen Ausdruck zu leihen.

Wer hätte nun da die reichen Gaben aus Ranke’s Nachlass, mit denen uns Dove beschenkte, nicht mit der reinsten Befriedigung entgegengenommen, um so mehr, als Dove selbst in seiner köstlichen Biographie des grossen Historikers die Führung in die Gedankenwelt desselben übernahm. Vor allem der Forscher,

Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1891, Seite 235. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1891_06_235.jpg&oldid=- (Version vom 19.1.2023)