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Tag alles aufgeboten hatte, um die Dinge im Reiche ruhig zu halten[1]. Wenn er im Januar 1535, wo der Kampf mit Frankreich doch nur von ferne drohte, sich zu der oben mitgetheilten Erklärung genöthigt gesehen hatte, wie sollte er im Februar 1536, wo dieser Kampf in sicherer Aussicht stand, sich in einen Deutschen Krieg stürzen? Granvelle erklärte denn auch Weissenfelder, der Kaiser sei mit dem Vorschlage der Herzöge sehr wohl einverstanden, die er wie seine eigenen Brüder liebe, er werde gern alles nach ihrem Wunsche thun, wenn er nur nicht „mit andern so gar grossen obligen beladen wäre“. Zunächst müsse er den Kampf mit Frankreich ausfechten; wolle er nach dem Wunsche der Herzöge vorgehn, so sei zu fürchten, dass es einen grossen Krieg im Reiche gebe, wo er dann die Herzoge nicht schützen könne. Sie möchten sich also einstweilen in Geduld finden; zu günstigerer Zeit sei der Kaiser bereit, wolle auch die Herzöge gegen Ulrich, welcher in alle Wege sich widerwärtig gehalten, nicht verlassen[2].

Der Krieg gegen Frankreich verlief bekanntlich so wenig glücklich, dass der Kaiser im Herbst 1536 noch weiteres Entgegenkommen gegen die Ketzer in Erwägung zog. Nach seiner durchaus politischen Denkweise musste er besorgen, dass die Protestanten seine Bedrängnisse benutzen, wohl gar im Bunde mit Frankreich gegen ihn vorgehen würden. Im November 1535 hatte er im frischen Hochgefühl seines Afrikanischen Sieges aus Neapel an die Schmalkaldener eine scharfe Mahnung gerichtet, sich streng an den Nürnberger Frieden zu halten, über dessen mehrfache Verletzung ihm Klagen zugegangen seien[3]. Dieses mit den Verheissungen vom Januar nicht wohl stimmende Schreiben hatte die Protestanten mit Besorgniss erfüllt und den Ausstreuungen Frankreichs Glauben verschafft, dass der Kaiser sich

  1. Schon im Mai 1535 hatte man in München dem päpstlichen Abgesandten klar zu machen gesucht, dass mit dem Concil nur etwas erreicht werden könne, wenn der Kaiser entschlossen sei die Widerspänstigen mit Gewalt niederzuwerfen, worauf Vergerius mit dem Hinweis auf die Macht der Ketzer und die feststehende Abneigung des Kaisers, im Reiche Gewalt anzuwenden, entgegnete. Laemmer, Monumenta Vaticana p. 175.
  2. Bericht Weissenfelder’s an die Herzoge Neapel 3. März. Baierisches Reichsarchiv. (Gütige Mittheilung des Herrn Dr. Jochner.)
  3. Gedruckt bei Winckelmann, Politische Correspondenz Strassburgs S. 340.
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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1891, Seite 276. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1891_06_276.jpg&oldid=- (Version vom 23.1.2023)