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mit kriegerischen Gedanken gegen sie trage. Karl fand es desshalb nothwendig, ehe er nach Frankreich aufbrach, an die Schmalkaldener ein Schreiben zu richten, worin er seine frühere Zusicherung auf das nachdrücklichste wiederholte, dass er Niemand der Religion wegen „thetlicher weiss zu überziehen und zu beschedigen“, sondern den Nürnberger Frieden gewissenhaft zu halten beabsichtige[1]. Obwohl nun der Kurfürst von Sachsen im Namen seiner Bundesgenossen darauf am 9. September eine Antwort ertheilte, welche dem Kaiser mit lebhaftem Dank für seine Zusicherung die volle Loyalität der Schmalkaldener verhiess, wurde in diesem Schreiben doch zugleich die Ansicht der Verbündeten ausgesprochen, dass das vom Papst nach Mantua ausgeschriebene Concil schwerlich als ein „freies, christliches, unverdächtiges“ angesehen werden könne. Als der Kaiser von seinem unglücklichen Zuge in die Provence zurückkehrte, trug ihm eine protestantische Gesandtschaft die oft erörterten Beschwerden gegen das Kammergericht vor; die Processe desselben müssten eingestellt und der Nürnberger Frieden auf diejenigen ausgedehnt werden, welche sich seit seinem Abschluss zum Evangelium bekannt hätten. Ausserdem erklärten sie, dass das vom Papst nach Mantua ausgeschriebene Concil nicht den wiederholten Beschlüssen Deutscher Reichstage entspreche, welche immer ein Concil in „Deutscher Nation“ gefordert hätten. Die Loyalitätsversicherungen des Kurfürsten von Sachsen wurden dadurch einigermassen zweifelhaft gemacht. Mehr als je musste der Kaiser besorgen, dass die Werbungen Frankreichs, nachdem es seinen doppelten Angriff im Süden wie im Norden empfindlich zurückgewiesen hatte, im Reich Anklang finden möchten. Wie sollte er dieser Gefahr begegnen? Wie überhaupt die Angelegenheiten des Reichs in eine erträgliche Ordnung bringen?

Jener Gesandtschaft erklärte er, er werde seinen Vicekanzler Held ins Reich senden, um alle Streitfragen zu erledigen. Von den positiven Aufträgen nun, welche er diesem ertheilte, sind wir leider nicht genau unterrichtet; wir kennen nur die sehr merkwürdige geheime Instruction[2], nach der er sich mit König

  1. Dieses Schreiben d. d. Savigliano 3. Juli 1536 bei Neudecker, Urkunden S. 268 f.
  2. Lanz, Correspondenz 2, 268 ff.
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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1891, Seite 277. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1891_06_277.jpg&oldid=- (Version vom 23.1.2023)