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stucken in nichts geandert werden“. Besonders aber, wenn Einige das Bündniss allein auf die Religion ziehen wollten, „so sol er sich keineswegs darein lassen fuhren, sondern stracks sagen, er hab allein bevehl diese notel zu vollziehen“; er solle dahin arbeiten, „das es uff die Religion prophan und alle andern sachen ane allen unterscheit vollzogen werde“. Sollte das Bündniss allein auf Religionssachen Anwendung finden, so würde das zu allerlei „Inconvenienz“ gereichen[1]. Derselben Ansicht war Held. Als er am 29. Februar Herzog Wilhelm von Baiern über den Speyerer Tag schrieb, erklärte er die Einbeziehung der Profansachen für nothwendig, damit die Lutheraner nicht „unter solchem scheine, dieweil diese ainigung allein auf religionsachen gestellt were, sich in ander weg zum vorstraich gefasst machen“[2]. Aber am Baierischen Hofe dachte man anders; die Herzöge wollten keineswegs ganz und gar in das Oesterreichische Lager übertreten, alle Beziehungen zu den Protestanten abbrechen; sie lehnten desshalb die Beschickung des Speyerer Tages ab, wenn das Bündniss auf „weltliche und prophansachen gezogen werden sollte“. Vor allem fürchteten sie für Ferdinand’s Königswahl engagirt zu werden. Da sich Ferdinand so vor die Gefahr gestellt sah, dass aus dem ganzen Bündnisse nichts werde, wich er vor den Baierischen Wünschen zurück. Er erklärte den Herzögen, er habe nie daran gedacht, einen Artikel wegen seiner Wahl in den Vertrag aufzunehmen; auch andere Profansachen sollten nicht erwähnt werden; an diesem Punkte dürfe die „cristenliche defension aynung und bundnus“ nicht scheitern. Er bat die Herzöge dringend, den Speyerer Tag schleunigst zu beschicken, damit ja kein weiterer Verzug in der Aufrichtung des nothwendigen Bündnisses eintrete[3]. Dieser Zusage entsprechend stellten die Herzöge am 27. Februar ihre Vollmacht für Weissenfelder aus, er solle „die cristenliche gegenwerliche ainung und verstandnus die religion betreffend“ aufrichten helfen.

Die Sächsische und die Baierische Instruction widersprachen einander also direct. Herzog Georg verbot seinem Gesandten

  1. Georg’s Instruction für seinen Secretär Joachim v. d. Heiden. Dresd. Hauptstaatsarchiv.
  2. Held an Herzog Wilhelm. Germersheim, 29. Februar 1538. Baier. Staatsarchiv.
  3. Ferdinand an die Herzöge. Prag, 18. Febr. 1538. Baier. Staatsarchiv.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1891, Seite 289. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1891_06_289.jpg&oldid=- (Version vom 23.1.2023)