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Nurnberg überziehen“ wollten[1]. Theilnehmer des Bundes waren ausser Karl und Ferdinand der Kurfürst von Mainz (aber nur für seine Stifte Magdeburg und Halberstadt), der Erzbischof von Salzburg, die Herzöge Wilhelm und Ludwig von Baiern, Georg von Sachsen, Erich der Aeltere und Heinrich der Jüngere von Braunschweig.

Als der Kaiser dieses Resultat der langen Bemühungen seines Bruders und Held’s erfuhr, hatte er eben in Aiguesmortes mit König Franz Freundschaft geschlossen. Von seinen Deutschen Gegnern war jetzt zunächst nichts zu fürchten. Ein dringendes Bedürfniss, dem Schmalkaldischen Bunde eine katholische Liga entgegen zu stellen bestand nicht mehr, und hätte es auch noch bestanden, was konnte er von diesem Nürnberger Bunde erwarten, dem die Rheinischen Kurfürsten[2], und fast die sämmtlichen Prälaten des Reichs fernblieben, dessen Glieder durch weite Entfernung von einander getrennt waren, dessen Macht sich mit der des Schmalkaldischen Bundes gar nicht vergleichen liess? Da er überdies während der nächsten Zeit sehr von den Spanischen Angelegenheiten in Anspruch genommen war, überliess er den werthlosen Bund sich selbst. Dessen Mitglieder geriethen

  1. In dem Nebenvertrage vom 12. Juni, welcher die Organisation des Bundes, die Einsetzung der beiden Obersten, die Ernennung der Bundearäthe als bereits vollzogen meldet, findet sich folgende eigenthümliche Wendung: „uff das die stedt und andere stende, bey denen die Lutterisch meynung albereit eingerissen, in dis Buntnus unverhindert des auch mogen beredt werden, so mogen dieselben und sollen bey irer religion, wie sie jetzund sein, bis uff ein gemein Concil oder christliche reformation [bleiben], doch das sie mitler zeit in der religion keine fernere enderung oder neuerung vornemen und was in gemeinem christlichen Concilio oder reformation beschlossen wurdet, das sies darbey wollen pleiben lassen“. Bucholtz, Gesch. Ferdinand’s, Urkundenband S. 368. Wenn Heide a. a. O. S. 737 meint, der Bund sei „ursprünglich paritätisch geplant“ gewesen, so ist das natürlich ein Irrthum.
  2. Trotz aller Bemühungen Held’s, von dem ein charakteristisches Schreiben an den Kurfürsten von Trier (Wiener Arch.) vorliegt, in welchem er diesem eine möglichst rosige Schilderung der Lage entwirft und namentlich hervorhebt, dem Kaiser sei „ain merklich grosse summa gelds aus den Indien zugestanden, mer dan vor nie, also das man clerlich befindt, das der almechtige got ir Mt. wunderparlich regiert und nit verlassen wil“. Im Gegensatz dazu klagt er König Ferdinand schon zu dieser Zeit: „Ich kann nit gedenkhen, wie es immer zuegeet, das die Kay. Mt. nit heraus schreibt.“ (Brief vom 27. März 1538. Wiener Archiv.)
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1891, Seite 292. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1891_06_292.jpg&oldid=- (Version vom 23.1.2023)