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Der Augsburger Abschied sei völlig wirkungslos geblieben, weil sich der Kaiser mit den Lutheranern „in sonderlich vertrege eingelassen“. Wenn das so fortgehe, werde es im Reich immer schlimmer werden. Liessen der Kaiser und sein Bruder die Stände der christlichen Vereinigung ohne Trost und Hilfe, was er doch nicht fürchten wolle, so würden sie genöthigt sein, sich auf anderen Wegen Friede und Ruhe zu sichern. Sollten die Lutheraner es erreichen, von der Thätigkeit des Kammergerichts unbehelligt zu bleiben, so müssten die Katholiken nach derselben Befreiung streben. Ja dieser allergetreueste Diener des Kaisers schloss mit der Drohung, unter Umständen würden die Katholiken die Hilfe gegen den Türken verweigern müssen. An demselben 5. Februar, wo der alte Herr seinem Vertreter auf dem für den Bund ausgeschriebenen Pilsener Tage diese charakteristische Weisung gab, schrieb er an Kurfürst Albrecht in demselben Sinne. Ja hier wollte er sogar für den Gedanken, dem Kaiser die Türkenhilfe zu versagen, ausserhalb des Bundes Propaganda machen.

Vergebens suchte Kurfürst Albrecht den Unwillen Georg’s zu mässigen. Er habe, schrieb dieser am 3. März, mit Herzog Heinrich über die Angelegenheit verhandelt; sie müssten im wesentlichen bei der früher von ihm geäusserten Ansicht bleiben. Den Tag zuvor hatte er seinem Herzen in einem ausführlichen Schreiben an Lunden Luft gemacht. Wenn Lunden mit den Lutheranern jetzt verhandle, müsse er ihn doch darauf aufmerksam machen, dass dieselben den Nürnberger Vertrag beharrlich verletzt, sich gegen die katholischen Stände alles erlaubt, überall lediglich nach ihrem Gutdünken gehandelt hätten. Die gegen diesen Unfug aufgerichtete „christliche einigung“ sei wesentlich durch die Schuld des Kaisers verkümmert worden, der sich so gehalten habe, dass niemand an seinen ernstlichen Willen habe glauben können[1].

Held war nicht allein nach Spanien gegangen; Kurfürst Albrecht veranlasste den Markgrafen Albrecht von Brandenburg zu einer Reise an den kaiserlichen Hof und die Baierischen Herzöge sandten zu Held’s Unterstützung den bekannten Bonacorsi Grün (in Baiern schlechtweg Kurss genannt), welcher mit dem

  1. Alle diese Schreiben im Dresdener Archiv.
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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1891, Seite 295. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1891_06_295.jpg&oldid=- (Version vom 23.1.2023)