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best, er ist aber ein teutscher, darumben muess er auch desto minder gelten“. Er wünsche nichts mehr, als möglichst bald aus diesem „Fegfeuer“ befreit zu sein. Uebrigens gehe es ihm nicht allein so: „es beklagt sich got und die welt uber das haillos wesen“. König Ferdinand’s Bote sei ebenso unzufrieden wie er. Die vom Kaiser bevorzugten Räthe klagt er der grössten Selbstsucht an, vor allen den grimmig gehassten Lunden[1] und Cornelius Scepperus, den damaligen Gesandten am Französischen Hofe, welchen der Landgraf bestochen haben soll. „Die gewaltigen an disem hof, ruft er aus, haben gern geld und furdren von geldswegen alle Sachen, sie seien mit got oder wider got“.

Den nächsten Tag endlich, den 20. März, vollzog der Kaiser den Akt, durch den er die „christliche Ainigung“ feierlich ratificirte. In dieser Urkunde erkannte er ausdrücklich an, dass Held in dieser Angelegenheit nach seinem Auftrage gehandelt habe; merkwürdiger Weise setzte er diesen Auftrag hier in das Jahr 1536 zurück[2]. Ehe dieses jetzt werthlose Zeugniss im Reich anlangte, hatte der Bund durch den am 17. April erfolgten Tod Herzog Georg’s eine seiner Hauptstützen verloren. Auch das Herzogthum Sachsen trat jetzt in das protestantische Lager über. Herzog Heinrich von Braunschweig stand im Norden vereinzelt. In seiner Correspondenz führte er allerdings noch eine sehr zuversichtliche Sprache. Er hatte sich im Frühling ebenfalls nach Spanien begeben, um die Bemühungen Held’s zu unterstützen; als er im Juli zurückgekehrt war, schrieb er Herzog Ludwig, er habe gute Resolutionen mitgebracht. Der Kaiser werde „mit allem ernst ob unserm christlichen bündnus halten“. In Wirklichkeit war dieser Bund für den Kaiser todt. Auf dem Frankfurter Tage erreichten die Protestanten zwar nicht so viel, wie man lange gemeint hat, aber die kaiserliche Politik bewegte sich trotz allen Gegenbemühungen zunächst in friedfertigen Bahnen. Die Zeit der Religionsgespräche begann. Die noch übrigen Glieder des katholischen Bundes folgten dieser Wendung mit äusserstem Unbehagen. In einer ausführlichen Instruction der Baierischen

  1. Je mehr er Lunden nachfrage, schreibt er am 3. März, desto mehr Bubenstücke höre er. Von Augsburg, heisst es in dem Briefe vom 19. März, habe Lunden 2500 Goldgulden, auch von Zapolya eine Summe bekommen: „seine schelmereien prechen mit gewalt auf“.
  2. Karl’s Schreiben, Toledo 20. März 1539. Baier. Staatsarchiv.
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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1891, Seite 297. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1891_06_297.jpg&oldid=- (Version vom 23.1.2023)