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I.
Lambert’s Combinationen.

Es versteht sich von selbst, dass durch eine Kritik der Combinationen Lambert’s diesem für die Gestaltung eines Geschichtswerkes so wesentlichen Hilfsmittel die Berechtigung nicht abgesprochen werden soll. Die Unzuverlässigkeit der Berichterstattung, über welche unser Autor charakteristisch mit den Worten klagt: relata ab aliis ab aliis refelluntur[1] bedingt sowohl in seiner Zeit die Anwendung desselben, als sie auch uns nothwendig ist, wenn wir gestützt auf die spärlichen, sich widersprechenden Berichte unserer Quellen Geschichte schreiben wollen. Eine kritische Beleuchtung seines Verfahrens ist aber, abgesehen davon, dass wir unserer Hauptfrage nach dem Masse seiner Kenntniss näher treten, schon desshalb geboten, weil Lambert nicht bestrebt war, seine Combinationen, wie wir es zu thun für Pflicht halten, als solche vorzutragen, sondern weil er Vermuthungen und Schlüsse aus Ereignissen wie diese selbst erzählte, so dass nur in den seltensten Fällen die Vermischung von Gewusstem und Erschlossenem, von Wahrheit und Erfindung aus seiner Darstellung selbst erkannt werden kann.

Zuerst befassen wir uns – und zwar lediglich aus methodischen Rücksichten – mit solchen Fällen, bei welchen die Anwendung von Combination offen zu Tage liegt, ganz gleichgültig, ob wir damit die bestehenden Ansichten über die Glaubwürdigkeit der betreffenden Nachrichten wenig oder gar nicht ändern. Wir betrachten hierbei besonders diejenigen Berichte, bei welchen wir unsere bisherigen Resultate als Grundlage verwenden können.

Ein einleuchtendes Beispiel bot uns der Anfang der Vita Lulli; man vergleiche Diss. S. 15.

Wir wenden uns dem Berichte zu über den

Ehescheidungsversuch Heinrich’s[2] (pag. 72).

Die Ehescheidungsangelegenheit tritt bei Lambert nicht als ein für sich allein stehendes Ereigniss auf, sondern erscheint mit

  1. Mon. Germ. SS. V p. 137.
  2. Für die Abschnitte der Annalen, die in dem 1. Bande der Jahrbücher berücksichtigt sind, ist keine Literatur angegeben, da dieselbe dort jeweils vollständig angeführt ist.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1891, Seite 304. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1891_06_304.jpg&oldid=- (Version vom 23.1.2023)