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keine Zeit an, er sagt allgemein „in anno consulatus sui“; Bruno scheint das Jahr 1071 zu meinen. Da aber nach beiden Autoren die Theilnahme Adalbert’s sicher ist, wird die Zusammenkunft vor März 1072 zu setzen sein, also weit vor den von Lambert angenommenen Zeitpunkt; denn am 26. März 1072 starb Adalbert zu Goslar.

Lambert’s Bericht scheitert für’s erste an der Thatsache, dass er die Theilnahme Adalbert’s nicht enthält. Dies beruht lediglich auf einer mangelhaften Kenntniss. Was hätte unseren Autor denn bewegen sollen, jenen ihm keineswegs sympathischen Erzbischof zu verschweigen, von dem er doch sonst so viel Nachtheiliges zu erzählen wusste? Ferner kennt Lambert weder den Ort noch den wahren Grund der Unterredung[1]. Was er wusste, ist äusserst gering und besteht eigentlich nur in dem nackten Factum der Zusammenkunft. Dass Lambert seine geringe Kenntniss durch Combinationen zu erweitern sucht, hierbei aber durchaus leichthin verfuhr, ist einer der Grundfehler seiner Historiographie, der sich durch die ganzen Annalen fühlbar macht. So begnügt er sich auch hier nicht mit der Thatsache, sondern sucht sie als wirksames Element in seine Darstellung aufzunehmen, ohne den Leser seine Zuthat merken zu lassen. Ein äusserliches Motiv bietet sich ihm als Bindeglied dar – der Einfall Estridsons in Sachsen, der die Besitzungen des Markgrafen Uoto traf. Der Umstand, dass Uoto als einer der Verschworenen des Sachsenaufstandes erscheint, bestimmt ihn, dessen Ländereien als Gegenleistung oder Kampfpreis, den Heinrich dem Dänenkönige schulde, schlechthin anzuführen. Im Hintergrund des Ganzen schwebt die von Lambert öfters angenommene Absicht Heinrich’s, das ganze Sachsenvolk sammt den Thüringern zu knechten und, wie er sich gelegentlich ausdrückt, auszurotten („deletis usque ad internitionem Saxonibus“). Die Fälle, bei welchen Lambert dem Könige diese Absicht zuschreibt, sind zum Theil in der Diss. S. 82 angeführt. – Von diesem Standpunkt aus schiebt unser Autor die Unterredung kurz vor Ausbruch des Sachsenaufstandes in seinen Text ein.

Wie sich hier dem Inhalte und dem Gange der Combination

  1. Heinrich IV. hoffte in seinen gegen die Billunger gefassten Plänen von ihrem Feinde, dem Dänenkönige, unterstützt zu werden.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1891, Seite 309. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1891_06_309.jpg&oldid=- (Version vom 23.1.2023)