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gebricht es ihm ganz; was als solche erscheinen könnte, sind meistens jene Wiederholungen, die auf kleinlichen Anschauungen beruhen. Zu einer wirklich harmonischen Verarbeitung des gewaltigen Stoffes, der ihm freilich oft nur allzu fragmentarisch zuging, reichte seine Kraft nicht aus; das zeigte uns vor allem sein Combinationsverfahren. Meist wird seine Darstellung widerspruchsvoll und verkehrt, was im Folgenden an einzelnen Beispielen klargelegt werden soll.

Pag. 110. Als Ursache der Erhebung der Sachsen gibt Lambert die von der Besatzung der königlichen Burgen den Sachsen und Thüringern zugefügten Bedrückungen an. Jene wollten nämlich, wie er den König sagen lässt, ihre Zehnten nicht entrichten. Diese Zehnten können sich aber, wie aus anderen Stellen bei Lambert hervorgeht, eigentlich nur auf die Thüringer beziehen. Lambert verbindet hier zwei Volksstämme, die hinsichtlich der Motive ihrer Erhebung nichts mit einander gemein haben. Folgerichtig hätte unser Autor sowohl in Sachsen als auch in Thüringen den Aufstand ausbrechen lassen müssen; aber im Widerspruch mit dem Eingang seines Berichtes beginnen die Sachsen allein die Erhebung. Erst pag. 122 tritt die Verknüpfung beider Volksstämme wieder zu Tage. Gleichsam als habe er von ihrer Gemeinsamkeit noch gar nichts geredet, berichtet er uns von einer Gesandtschaft der Sachsen an die Thüringer, worin jene aufgefordert werden, am Kampfe gegen die Krone theilzunehmen. Ganz bezeichnend wird diese Nachricht mit folgenden Worten eingeleitet: quantascumque possent gentes et regna adversus regem concitarent; auch hier die oft hervorgehobene Uebertreibung (vergl. Diss. S. 106), denn er erwähnt nachher nur die Thüringer. – Hinsichtlich der Motive der Erhebung herrscht bei Lambert die grösste Verworrenheit. Um so merkwürdiger berührt den Leser die Nachricht pag. 237, der erste Aufstand sei durch die schlauen Ermahnungen der Fürsten erregt worden[1].

Pag. 169 nennt Lambert den Papst Nicolaus, vor welchem sich der Bischof von Bamberg wegen einer Anklage auf Simonie zu verantworten hatte, während er pag. 78 Alexander II. richtig angeführt hatte.

  1. Ueber die Verschmelzung der Sachsen und Thüringer vergleiche man auch Kubo p. 20 ff.
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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1891, Seite 317. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1891_06_317.jpg&oldid=- (Version vom 23.1.2023)