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Erörterung (s. l. c. p. 35) einen Ausschuss bilden. In dem Aufsatz war darauf hingewiesen, dass die Bezeichnung „boni homines“ auf örtlichen, nachbarlichen Zusammenhang Bezug habe, und zugleich darauf, dass nach den kleinen Bezirken, die, wie es scheint, mit den Pfarrsprengeln zusammenfielen, sich die kriegerische Organisation gliederte (l. c. p. 26). Wir können das dort gewonnene Resultat jetzt dahin erweitern, dass wir unter boni homines die Kriegsdienst leistenden, zu gültigem Zeugniss und deshalb auch zu schiedsrichterlicher Thätigkeit befähigten Ortsgenossen zu verstehen haben, und für die Entwicklung der Italienischen Städte ist es sehr bedeutsam, dass in Toscana der Begriff der boni homines am Ausgange des 12. Jahrhunderts (und wohl schon wesentlich früher, als hier nachgewiesen wird) die milites und die zu Fuss Kämpfenden gleichmässig umfasst.

Robert Davidsohn.     


Dietrich von Niem und das Konstanzer Concil. Neuere Publicationen und ein unedirtes Actenstück. Wenn es wahr ist, dass die grossen Fragen, die eine Zeit bewegen, auch die Richtung wissenschaftlicher Forschung mit bestimmen, so hat sich eine solche Einwirkung der kirchenpolitischen Kämpfe Deutschlands in den letzten Jahrzehnten auf die Geschichtsforschung nur spärlich und zögernd fühlbar gemacht. Die bedeutenderen literarischen Erscheinungen auf dem Gebiete der Deutschen Reformationsgeschichte des 16. Jahrh. hängen mit den Arbeiten der histor. Commission in München zusammen, oder sind durch das Luther-Jubiläum veranlasst worden; die Kenntniss der kirchenpolitischen Bestrebungen des Zeitalters der grossen Concilien ist, von vereinzelten Untersuchungen, wie etwa die Hübler’s über die Konstanzer Concordate, und von Hefele’s Darstellung abgesehen, fast nur durch die Handbücher des Kirchenrechts gefördert worden; bloss der Kampf Ludwig’s des Baiern mit der Römischen Curie erfreut sich grösserer Beachtung. – Man kann eben auch auf diesem Gebiete die Wahrnehmung machen, dass die Reichhaltigkeit des Quellenmaterials zum Eifer in der Bearbeitung in fast umgekehrtem Verhältnisse steht.

Seitdem aber die Veröffentlichung der Deutschen Reichstagsacten ihren erfreulichen Fortgang nimmt, und zumal, seitdem das päpstliche Verwaltungs- und Finanzwesen Gegenstand eindringlicher, durch das Studium der Papst-Diplomatik angeregter Untersuchungen geworden ist, wendet sich die Aufmerksamkeit der Geschichtsforscher allmählig wieder der Conciliengeschichte des 15. Jahrhunderts zu; ja hier und dort versucht man wieder an dem Gebäude fortzubauen, zu dem vor nicht viel weniger als zweihundert Jahren ein einzelner, H. v. d. Hardt, so stattliche Grundfesten gelegt hat. – Wenigstens beginnt man

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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1891, Seite 360. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1891_06_360.jpg&oldid=- (Version vom 16.10.2022)