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jetzt die Fülle des zum Theil noch unverarbeiteten Materials, das in dem sechsbändigen Werk des Genannten und in den grossen Concilienwerken verflossener Jahrhunderte gesammelt wurde, durch neue Veröffentlichungen zu vermehren.

Von solchen verdienen besondere Hervorhebung H. Finke’s Forschungen und Quellen z. G. des Konstanzer Concils[1], die namentlich unsere Kenntniss des äusseren Verlaufes der Verhandlungen, des Conclaves Martins V. etc. bereichern, besonders durch die Veröffentlichung des Tagebuches eines Concil-Theilnehmers, als den der Herausgeber den Cardinal Fillastre wahrscheinlich gemacht hat[2]. Von dieser wichtigen Quelle, die mit Recht an die Spitze der zeitgenössischen Berichte über jene Versammlung zu setzen ist, waren zwar längst schon Bruchstücke bekannt, die aber die Bedeutung des nunmehr vorliegenden Ganzen nur ahnen liessen. Als Zugabe erhalten wir von F. noch eine Reihe von Quellenbeitragen aus den „officiellen“ Concilsacten, die aus Vaticanischen Handschriften namentlich geschöpft, für die ersten Zeiten des Concils wichtig sind, ausserdem Tractate, Streitschriften, Anträge und Gutachten. – Der Herausgeber selbst hat jene neuen Quellen in einer Anzahl lose zusammenhängender Untersuchungen zu verwerthen gesucht und dabei die Frage nach der Entstehung der Abstimmung nach Nationen gefördert, sowie über die Generaldeputationen, über die wir bisher fast gar nichts wussten, einige Aufklärungen gegeben. Erwähnt sei noch, dass F. in kaum zu widerlegender Weise die Verfasserschaft Dietrichs von Niem an den beiden Schriften „de necessitate reformationis“ und „de modis uniendi“ gegen Erler erweist. – Die Veröffentlichung Finke’s ist ein neuer Beweis, dass es auf dem Gebiet der Geschichte des ausgehenden Mittelalters noch immer nicht schwer ist, Entdeckungen von erheblichem Belang zu machen, auf die man im Bereich der Karolingischen Annalen doch einmal wird verzichten müssen. – Bekanntlich bereitet Finke ein grösseres Sammelwerk unter dem Titel „Acta inedita concilii Constantiensis“ vor, von dem zu hoffen steht, dass es einige fühlbare Lücken unserer Kenntniss von den Concilsverhandlungen ausfüllen und damit zu deren umfassender Darstellung Anlass geben wird, die durch Hefele’s sonst verdienstvolle Arbeit nicht überflüssig gemacht wurde.

Auch unsere Kenntniss der Geschichtsschreibung jener Zeit ist in den letzten Jahren vielfach gefördert worden, zum grossen Theil

  1. Vgl. Bibliogr. ’89, 4776.
  2. Einen Fund ähnlicher Beschaffenheit, das Fragment eines bisher unedirten Tagebuches der Concilsereignisse, hat etwas später Knöpfler aus einer Münchener Handschrift im Historischen Jahrbuch, Bd. 11, S. 267 veröffentlicht.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1891, Seite 361. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1891_06_361.jpg&oldid=- (Version vom 25.1.2023)