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selbst La Motte ihn nicht aus seiner peinlichen Lage erlöst hätte, ist doch nicht glaublich. Auch in diesem Punkte scheint Caravajal trotz Häbler glaubwürdig zu sein[1].

Das Ergebniss dieser Zeilen ist demnach: Franz I. hatte in der Schlacht bei Pavia die Absicht, zu fliehen; er ist nicht verwundet worden; er hat sich einem einfachen Spanischen Edelmann ergeben, sein Schwert und seinen rechten Handschuh einem Andern ausgeliefert. Diese, nicht Lannoy, haben ihn aus seiner Lage befreit und zum Gefangenen gemacht. Dass die oft bewiesene persönliche Tapferkeit des Königs nicht in Frage gestellt werden soll, braucht wohl nicht versichert zu werden.

E. von Borries.     


Ueber die Transscription Russischer Namen. Mit welchen Schwierigkeiten man bei der Transscription Russischer Namen durch Deutsche oder Lateinische Lettern zu kämpfen hat, weiss jeder, der etwas aus dem Gebiete der Russischen Literatur oder Geschichte dem Deutschen Lesepublicum zu berichten hat. Auf noch mehr formelle Schwierigkeiten, die aber oft das Sachliche im höchsten Grade beeinträchtigen, muss nothwendigerweise stossen, wer, der Russischen Sprache nicht mächtig, nur auf nichtrussische Quellen angewiesen ist, und sich in Folge dessen in der verschiedenartigsten Wiedergabe derselben historischen Namen nicht zurechtzufinden vermag. Wir brauchen nur auf gut Glück aus einigen Deutschen historischen Werken oder Zeitschriften die Principien der Transscription abzuleiten, um uns sogleich davon zu überzeugen, dass nicht nur die betreffenden Schriftsteller in dieser Beziehung unter einander uneinig sind, sondern dass meistentheils derselbe Autor mit sich selbst in einen unversöhnlichen Transscriptions-Conflict geräth. Die Verstümmelung der Russischen Namen steigert sich ins Unendliche, wenn ein Deutscher Schriftsteller ein Französisches oder Englisches Werk über Russland übersetzt.

Für die meisten anderen Slavischen Sprachen besteht diese Schwierigkeit nicht. Das Polnische und das Czechische verfügen über besondere Schriftzeichen, um den Gebrauch der Lateinischen Lettern möglich zu machen; das Serbische besitzt neben dem Slavischen Alphabet die Kroatische Transscription. Der Deutsche Schriftsteller ist also für die Westslavische Sprachengruppe, das Serbische eingeschlossen, nicht wesentlich anders gestellt, als gegenüber den Französischen und Englischen Namen; er behält die originale Schreibweise einfach bei. Anders die südöstliche Gruppe, das Russische und

  1. Forschungen XXV, 513.
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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1891, Seite 373. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1891_06_373.jpg&oldid=- (Version vom 24.1.2023)