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Von der Correspondance de Granvelle ist 1890 der von C. Piot besorgte 8. Band erschienen[1]. Er enthält 154 Briefe von Philipp II., Granvella, Margarethe von Parma, Alexander Farnese und anderen hervorragenden Persönlichkeiten aus den Jahren 1580 bis 1581. Nachdem man allmählig zu der Einsicht gelangt war, dass die königliche Autorität mit Waffengewalt nicht wieder herzustellen sei, wollte man dies nun auf gütlichem Wege versuchen. Philipp II. ernannte deshalb Margarethe von Parma zur Generalstatthalterin der Niederlande, liess sie jedoch nachher ohne Rath und ohne Geld. Gegenüber derartiger Sorglosigkeit und Trägheit weigerte sich Margarethe, ihren Posten wieder einzunehmen; ausserdem wünschte auch ihr Sohn Alexander Farnese die gesammte Civil- und Militärgewalt ungeschmälert für sich allein zu haben. Diese Verhandlungen bilden den Hauptinhalt des Bandes. Daneben finden sich auch mannigfache Aufschlüsse über die Eroberung Portugals durch die Spanische Armee und über das Auftreten des Herzogs von Anjou, der gleichzeitig darnach strebte, die Herrschaft in den Niederlanden und die Hand Elisabeth’s von England zu gewinnen. Endlich erscheint auch die Geschichte der Malcontenten in einem neuen Licht.

Nur wenige Wochen vor seinem Tode hat Kervyn de Lettenhove von seiner Geschichte der politischen Beziehungen der Niederlande zu England unter Philipp II. den neunten Band veröffentlicht[2]. Derselbe reicht vom 3. November 1576 bis zum 6. October 1577 und umfasst 373 Actenstücke, die zumeist den im Record-Office aufbewahrten Correspondenzen Wilson’s und Davison’s entlehnt sind. Wir finden hier die bis ins Einzelne gehenden Instructionen Philipp’s II. für Don Juan. Sie gipfeln in den beiden Punkten: Beruhigung der Niederlande, dann Eroberung Englands. Bezüglich der letzteren werde man sich zunächst der Neutralität Frankreichs zu versichern haben; darauf müsse man Elisabeth vorspiegeln, dass Spanische Truppen sich nach Afrika begeben sollten und sie um gute Aufnahme bitten für den Fall, dass deren Schiffe genöthigt sein sollten, in Englischen Häfen Zuflucht zu suchen. Gelinge diese List, so würden die Truppen ohne Schwertstreich landen und ohne besondere Mühe die Königin entthronen können. Die Niederlande sind in dieser Zeit der Schauplatz der schlimmsten Excesse seitens der Spanischen Soldateska, und die Generalstaaten gelangen zu keiner Verständigung bezüglich der Bekämpfung des gemeinsamen Feindes. Der Band bringt auch bisher unbekannte Details über das

  1. Vgl. Bibliogr. ’91, 814.
  2. Vgl. Bibliogr. ’91, 813.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1891, Seite 387. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1891_06_387.jpg&oldid=- (Version vom 25.1.2023)