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In Braunschweig wurde Mitte October das neubegründete Braunschweigische vaterländische Museum eröffnet. Veranlassung zur Gründung, die wir in Nr. 141 schon erwähnten, gab die im Vorjahre veranstaltete Ausstellung vaterländ. Erinnerungen a. d. JJ. 1806–15.

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Italienische Museen. Die Ital. Regierung hat im vorigen Sommer für die ihr unterstehenden Museen die Bestimmung getroffen, dass Inschriften nur copirt werden dürfen, wenn sie bereits publicirt sind. Es soll damit das Vorrecht der Acc. dei Lincei auf Publication neuer Funde gesichert werden. Dass darin aber eine zu diesem Zweck gar nicht im Verhältniss stehende Erschwerung der wissensch. Forschung liegt, ist leicht einzusehen. Hoffentlich wird diese dem liberalen Geist der Ital. Unterrichtsverwaltung widerstrebende Verfügung bald zurückgenommen.

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Für das Studium der Römischen Museen ist ein handliches und wissenschaftlich werthvolles Hilfsmittel gegeben mit dem von W. Helbig, dem früheren Secretär d. Dt. archäolog. Instituts, bearbeiteten Führer durch die öffentl. Sammlungen class. Alterthh. in Rom (Lpz., Bädeker. 2 Bde. 443 p. 12 M.). Das Buch wendet sich an „jüngere Archäologen und gebildete Laien“. Eine Französ. Uebers. ist in Vorbereitung.

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Universitäten, Unterrichtsfragen, Lehr- und Handbücher. Die Bulgarische Regierung hat eine Hochschule in Sofia errichtet. Diese besteht vorläufig aus zwei Facultäten, der historisch-philologischen und der physikalisch-mathematischen, und soll allmählig zu einer Universität mit allen Facultäten heranwachsen. Ausser den verschiedenen philosoph. und philolog. Disciplinen werden bereits Weltgeschichte und Dt. Literatur-G. – letztere in Russ. Sprache – dort vorgetragen.

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Sehr beachtenswerte Erörterungen über die Kunstgeschichte an unseren Hochschulen bietet die gleichnamige Schrift von A. Schmarsow. Verf. geht aus von der in öffentlicher Polemik sichtbar gewordenen scharfen Meinungsverschiedenheit zwischen Herm. Grimm und Wilh. Bode, die beide als berufene Vertreter der beiden betheiligten Arbeitskreise, der Universitäten und der Museen, aufgefasst werden können. Bode sieht eine Gefahr in der Ueberproduction von Kunsthistorikern, wie sie auf den Universitäten betrieben werde, er meint, die Hauptaufgabe der Professoren sei, den Studenten „im allgemeinen Freude an der Kunst und etwas Verständniss für dieselbe beizubringen“; er möchte überall, wo hervorragendere Kunstsammlungen fehlen, die eigenen Professuren für Kunst-G. am liebsten ganz aufheben und sie mit anderen Fächern vereinigen, verlangt aber andererseits eine bessere Ausnutzung der Museen für die Vorlesungen und möchte den Berliner Professoren die Aufgabe zuweisen, die jungen Leute für die Beamtenlaufbahn an den Museen vorzubereiten. Grimm weist diese letztere Anforderung weit ab, er will seinen Hörern in grossen Zügen die Geschichte der schaffenden Phantasiearbeit, die Gedankenproduction der Völker vorführen, will die Kunst-G. nicht als ein Fach für sich betreiben, sondern als Bestandtheil einer allgemeinen Cultur-G. und dabei die Kunstwerke „nur in Beschreibungen sichtbar vorführen“, ohne Verwendung von Abbildungen, die erst in den Uebungen für Vorgeschrittenere benutzt werden. Schmarsow

Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1891, Seite 404. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1891_06_404.jpg&oldid=- (Version vom 18.1.2023)