Seite:De DZfG 1891 06 413.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

und dem, was damit zusammenhängt, bei allem schuldigen Respect vor dem geistreichen Verfasser nicht viel mehr als Paradoxien und bizarre Uebertreibungen einiger kaum bestrittener Grundgedanken finden zu können. Ein Trost ist, dass es den meisten Fachgenossen, sogar gescheidten Leuten, ebenso geht. Das vorliegende Buch aber sollte unabhängig von des Autors Theorien beurtheilt werden, und es ist in der That wohl geeignet, dem Schüler wie auch dem Fachmann mancherlei Anregung und Belehrung zu gewähren. Eine Eigenthümlichkeit dieser Tafeln ist die sonst nur selten (zur Erläuterung von Verwandtschaften) angewandte Nebeneinanderstellung mehrerer Familien, z. B. Staufen und Welfen auf Tafel VI, Habsburger und Wittelsbacher vom 13.–15. Jahrh. auf Tafel VIII, Prschemysliden, Luxemburger und Nassauer auf IX, Ascanier, Hohenzollern, Wettiner auf X etc. Manche historische Beziehungen werden dadurch unleugbar besonders anschaulich. Die Generationen sind durch rothe Linien sehr hübsch zur Geltung gebracht. Mit dieser den Generationen auch äusserlich beigelegten Bedeutung ist es nun freilich ganz unvereinbar, dass Willkürlichkeiten vorkommen, wie z. B. auf Tafel XV. Schlangenlinien (die das Uebergehen von Zwischengliedern andeuten) lassen dort nicht erkennen, dass der IV. Generation des Aragones. Hauses die III. des Castilischen gleichgestellt ist, dass dann zwischen der IV. und VIII. auf Aragones. Seite zwar drei, auf Castil. aber nur zwei Glieder fehlen (was also in der VIII. Generation den ersten Fehler wieder ausgleicht), dass dann schliesslich gar zwischen der VIII. und der X. Generation auf Castilischer Seite zwischen Alphons X. und Alphons XI. zwei kurzlebige Generationen statt einer übersprungen sind. Eleonore v. Aragon u. Johann von Castilien, die sich 1375 heirathen, sind so von L. mit Unrecht in dieselbe Generation eingestellt. Auch dürfte z. B. auf Tafel IX Ludwig v. Nassau († 1627) nicht in das Netz der Generationslinien neben die Töchter Kaiser Sigmund’s und seines Bruders Johann eingestellt sein. Kugler hat, wie ich nachträglich sehe, in DLZ 13, 440 eine ganze Anzahl ähnlicher Ungenauigkeiten aufgeführt, die z. Th. die Brauchbarkeit der Tafeln stark beeinträchtigen. – Es gehen ihnen Erläuterungen voran, in denen neben nützlichen Winken sich doch manches findet, was uns Profanen als phantastische Spielerei erscheint. – Darf man trotzdem das Buch, mit Vorsicht benutzt, als willkommene Ergänzung zu vorhandenen Lehrmitteln gelten lassen, so kann man doch dem Verf. nicht zugeben, dass der jetzige Unterricht dieser Ergänzung so unbedingt bedürftig sei, wie er annimmt. Soweit genealog. Tabellen zum Verständniss wirklich nothwendig sind, pflegen gute Lehrbücher sie auch jetzt zu enthalten. Gewiss könnte etwas mehr darin geschehen, aber der wirklich lohnende Gebrauch eines Buches wie des Lorenz’schen setzt einen Schüler mit besonderen Neigungen für das Fach voraus. Zum eigentlichen Handgebrauch andererseits leistet der Atlas, auch wo er fehlerfrei ist, zu wenig; denn um die Tabellen nicht zu überfüllen, oder um gewisse Verhältnisse, auf die es dem Autor ankam, kräftiger hervortreten zu lassen, sind minderbedeutende Nebenlinien u. dgl. ausgelassen, die man doch brauchen wird. Will man sich z. B. über die Wittelsbacher im 14. u. 15. Jahrhundert orientiren, so wird man sehr unangenehm überrascht werden, da die Ingolstädter Linie, die doch auch in

Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1891, Seite 413. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1891_06_413.jpg&oldid=- (Version vom 18.1.2023)