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Viel trug zu diesen schrecklichen Vorkommnissen der vom Kurfürsten autorisirte kleine Krieg bei, welchen die Bauern aus dem Hinterhalt gegen ihre Bedränger führten. Allen Schweden, wo sie solche bekommen konnten, sollten sie die Hälse entzweischlagen, befiehlt der Kurfürst am 20. Mai[1]; Adel und Unadel soll todtschlagen, was sie finden[2]; wie dem Befehle nachgekommen, bezeugen v. Heimburg[3] und Vitry[4], welch letzterer am 23. Juni seinem König aus Demmin berichtet: il est quasi indubitable, qu’ils ne perdent beaucoup de gens, quand ce ne serait que des paysans qui les assommeront dans les bois, où le désespoir de voir tous leurs biens ruinés les a fait retirer. Die Fama vergrösserte die Theilnahme der Bauern am Kriege in wunderbarer Weise. In Zerbst erzählte man am 17. Juni, die Drömling-Bauern – welche, militärisch organisirt, die Elbufer der Altmark eifrig bewachten – hätten an der Eroberung Rathenows theilgenommen und die gegen Schusswaffen festen Schweden mit Aexten todtgeschlagen[5]; nach dem zum Theil höchst phantastischen Text zu Romeyn de Hooge’s Radierung „Glorieuse Victorie“ etc.[6] hätten nach der Schlacht bei Fehrbellin 20 000 Bauern dem Kurfürsten ihre Dienste angetragen; bei Wittstock hätten sie 300 Mann, vor Oranienburg eine Compagnie Reiter niedergemacht.

Gegen geschlossene Truppenkörper waren die Landbewohner natürlich machtlos; Wehe aber kleineren Trupps oder Einzelnen, die in ihre Hände fielen; dass der Soldat, wo er ohne Aufsicht in der Ueberzahl, solches in vollstem Masse vergalt, ist begreiflich; so steigerte sich naturgemäss der gegenseitige Hass zu immer grausamerer Bethätigung.

Von Schwedischer Seite fehlt es, ausser dem erwähnten Schreiben Mardefelt’s an Wolmar Wrangel, an Berichten hierüber; die mir vorliegenden gleichzeitigen Brandenburgischen Nachrichten sind durchgängig so allgemein gehalten, dass sie sich schon dadurch als Gerüchte kennzeichnen.

Am 25. Mai wird aus Magdeburg geschrieben[7]: „mit den

  1. v. Witzleben und Hassel S. 61.
  2. l. c. 3*.
  3. v. Heimburg 48*.
  4. Vitry 57*.
  5. Montagsbl. 338.
  6. Reproduction in Berner’s Gesch. des Preuss. Staates.
  7. Montagsbl. 298.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1892, Seite 367. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1892_07_368.jpg&oldid=- (Version vom 15.2.2023)