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de l’hist. de France herausgibt[1], zeigt dieselben Spuren der Ueberstürzung wie Band 1; offenbar sucht der Herausgeber vor allem möglichst schnell vorwärts zu kommen, ohne sich sehr darum zu sorgen, auch etwas Gutes zu liefern: die Anmerkungen sind ungenügend und ungleichmässig, der Text ist ohne Sorgfalt bearbeitet, kurz es ist eine in jeder Hinsicht mangelhafte Arbeit, und man muss sich wundern, dass sie in einer mit Recht geschätzten Quellensammlung Aufnahme gefunden hat.

L. G. Pélissier hat über die Beziehungen Lodovico Sforza’s zum Französischen Hofe im Jahre 1498 interessante Actenstücke mitgetheilt[2], und ferner[3] von einem in Mailand aufbewahrten Verzeichniss von Missiven Ludwig’s XII. aus dem Jahre 1499 Nachricht gegeben. – De Maulde-La-Clavière behandelte[4] die Zusammenkunft von Savona zwischen Ludwig XII. und Ferdinand dem Katholischen (1507), doch ohne die Tragweite und die Folgen derselben besser als seine Vorgänger darlegen zu können. – De Maulde hat sich auch mit der Besetzung des Tessin durch die Eidgenossen beschäftigt[5]; seine Aufstellungen fanden aber einen Gegner in Ch. Kohler[6]. Diesem ist, wie es scheint, der Nachweis gelungen, dass von den durch de Maulde angeführten Thatsachen die einen wahr, aber schon bekannt, die andern neu, aber erfunden seien. De Maulde erwiderte[7] darauf mit einer gewissen Gereiztheit, doch ohne sich völlig von dem Vorwurf der Ungenauigkeit und Oberflächlichkeit reinigen zu können.

Ueber die sittlichen Zustände der Französischen Gesellschaft gegen Ende des 15. und zu Anfang des 16. Jahrhunderts kann man sich durch des Abbé Samouillan Buch über Olivier Maillard[8] unterrichten. Dasselbe enthält vieles Interessante über die Sitten und Laster der Zeitgenossen dieses berühmten Predigers. Dass der Verfasser etwas zu schwarz malt, wird man freilich nicht leugnen können. Jedenfalls kann man auf sein Buch jene „laudatores temporis acti“ hinweisen, welche fortwährend von der Sittenverderbniss der Gegenwart und von der guten alten Zeit reden: sie werden aus demselben ersehen, dass die Franzosen des 15. Jahrhunderts, obwohl weit ungebildeter,

  1. Vgl. Bibliogr. ’91, 1586.
  2. Bull. du comité des trav. hist. 1890.
  3. In den Mélanges d’archl., Juni 1891.
  4. R. d’hist. dipl., s. Bibliogr. ’91, 459.
  5. Vgl. Bibliogr. ’91, 1589.
  6. Vgl. Bibliogr. ’91, 1589 a.
  7. RH 46, 389.
  8. Olivier Maillard, sa prédication et son temps. Toulouse. 1891. 8°. 353 p.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1892, Seite 442. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1892_07_443.jpg&oldid=- (Version vom 18.2.2023)