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zugleich ein hervorragender Theoretiker seiner Kunst und wagte in seinem grossen Werk „von der Astronomie“ sowohl sich auf Christus zu berufen, der auch Stundenwahl getrieben habe, als die „Thoren in der Kutte“, die ihm manche Anfechtung bereiteten, auf das Schärfste anzugreifen; denn nur Idioten oder Heuchler konnten sich nach seiner Ueberzeugung der Wahrheit verschliessen, dass dem Astrologen in der That eine volle Erkenntniss der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft möglich sei und dass er jedenfalls unendlich viel mehr von den Himmelskörpern wisse, als die Theologen von Gott[1][WS 1]. Dass nun eine Wissenschaft, deren Aussprüche für Kaiser, Feldherren, grosse Republiken in den Stunden der Entscheidung massgebend waren, auch an den Italienischen Universitäten ihren Platz einnahm,

  1. Ueber Bonatti, der nach dem Urtheil des Dantecommentators Rambaldi da Imola seine Wissenschaft so klar darstellte, „quod visus est velle docere feminas astrologiam“, vgl. neben der Monographie von Boncompagni (Della vita e delle opere di G. B., Rom 1851), Burckhardt a. a. O. 348 f.; Perrens, Hist. de Florence I, 545 Anm. 3; C. Sutter, Johann v. Vicenza (Freiburg 1891), p. 86 ff.; Zeitschr. der Deutsch-Morgenl. Gesellsch. XVIII, 189 ff. (wo Steinschneider die Ansicht vertritt, auch dieser „Fürst der Astrologen“ habe nur nach Uebersetzungen, nicht nach Arabischen Urtexten gearbeitet; bezeichnend ist es jedenfalls, wenn Bonatti von Abu Maschar sagt: „qui flos Latinorum, licet studuerit Athenis“, de astron. tractatus X, Basel 1550, col. 631). Die Stelle von der Stundenwahl Christi im Tractatus electionum cap. 1, ed. Basil. col. 386; über die „fatui intunicati“ und seinen besonderen Feind, den Dominicaner Johann v. Vicenza ebd. 18; 190; 210 f.; gegen die theologischen Widersacher col. 5: „Et potest eis dici, quod ipsi etiam nesciunt totam theologiam, nihilominus tamen praedicant tota die. – – – Non enim potest sciri de astronomia ita parum, quin sit multum respectu eius, quod potest sciri de theologia. Maius enim est prima causa respectu coeli quam sit coelum respectu grani sinapis, et astrologus scit de coelo plus quam granum sinapis, et ipsi nesciunt [!] de Deo respectu ipsius, quantum est granum sinapis respectu coeli. Restat ergo, quod astrologi sciunt plus de astronomia quam ipsi de theologia; multo fortius igitur possunt iudicare quam ipsi praedicare“. Die Prophezeiung B.’s über den künftigen Untergang der Bettelorden citirt schon Tiraboschi VII, 287. Pico von Mirandola sagt in seinen Disput. in astrologiam II, 5: „Mitto, quam temerarie, quam blaspheme de divina Francisci familia loquatur et divini amoris miraculum Martis opus fuisse fabulatur“. B. berührt die siderische Abhängigkeit der Religionen („Secten“) mehrfach, z. B. col. 100 (Saturn und das Judenthum); eine für die von der Römischen Kirche anerkannten Orden verhängnisvolle Constellation ist angeführt col. 601.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage (in der Anmerkung): Johannn v. Vicenza
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1892, Seite 43. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1892_08_043.jpg&oldid=- (Version vom 25.2.2023)