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keine genügende Kraft besitzen, aber dabei zeigt er sich derart von der Kunst der „Astrologen, Philosophen und Meister der Natur“ eingenommen, dass er sogar den Versuch wagt, ganz nach Arabischem Muster den nothwendigen Gang der grossen geschichtlichen Ereignisse vorwärts und rückwärts zu construiren. Er unternimmt dies (XII, 41) gelegentlich der im März 1345 eingetretenen Conjunction von Jupiter und Saturn im Zeichen des Wassermannes, welche er unter Zurückweisung abweichender Berechnungen nach seinem Landsmann Meister Pagolo genau angibt[1]. „Diese Conjunction,“ erklärt er, „verkündigt, mit Gottes Zustimmung, der Welt grosse Dinge, nämlich Schlachten, Mordthaten und grosse Veränderungen der Reiche der Völker, und das Ableben von Königen, den Wechsel von Herrschaften und von Secten, und das Erscheinen eines Propheten und neuer Irrthümer im Glauben, und neues Auftreten von Gewalthabern und Durchzug von Kriegsvolk, und Theuerung und Sterben hernach in jenen Klimaten, Reichen, Ländern und Bürgerschaften, deren Beeinflussung den besagten Sternbildern und Planeten zugeschrieben wird“[2]. Und auf den Einwurf, wozu denn hier die Astronomie gut sein solle, empfiehlt er dem verständigen Leser, sich durch rückschauende Betrachtung davon zu überzeugen, dass die gleiche Conjunction auch 1325 und 1305 sich vollzogen habe und dass mit diesen zwanzigjährigen Perioden jedesmal Neuerungen in Florenz und auswärts zusammengetroffen seien, während ungefähr alle sechzig Jahre grössere Veränderungen am Himmel vorgezeichnet würden; er verweist unter anderem auf den Uebergang der Herrschaft Manfred’s an Karl von Anjou (1266). Rechnet man weiter um 240 oder genauer 238 Jahre zurück, so kommt man auf noch gewaltigere Ereignisse, wie die Kreuzzüge und die Normannische Eroberung Siziliens. Endlich bilden 48 Conjunctionen zusammen die „mächtigste Epoche von 960 (953) Jahren; „wer rückwärts forscht,

  1. Vgl. Tiraboschi X, 132 ff.; Filippo Villani, le vite d’uomini illustri fiorentini (ed. 1847, p. 48; 122 f.).
  2. Diese Vertheilung der Länder, Völker und Städte unter beherrschende Gestirne geht auch schon ins Orientalische Alterthum zurück (vgl. die Polemik hiegegen bei den Kirchenvätern und z. B. auch beim Pseudo-Bardesanes, Fragmenta histor. graec. V, 2 (Paris 1872), p. 81 ff.) und wird von den Arabern aufgenommen, vgl. oben S. 37 Anm. 2.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1892, Seite 46. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1892_08_046.jpg&oldid=- (Version vom 25.2.2023)