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Kraft auf eine „solide“ Wiederherstellung der monarchischen Gewalt vermittelst einer Revolution hinzuwirken, und sich zu diesem Behufe mit dem Königspaar und dessen Vertrauten, wenn möglich aber auch mit den früheren Anhängern Frankreichs, in Verbindung zu setzen.

Nach den Antecedentien der Freiheitspartei konnte es nicht Wunder nehmen, dass der neue Französische Operationsplan in ihren Kreisen auf heftigen Widerstand stiess, und dass ihre Führer, Graf Fersen und K. Scheffer, dem Herzog schriftlich erklärten, eine Verfassungsänderung könne wegen der Unbeliebtheit des Schwedischen Königspaares nur auf legalem Wege durch Einberufung eines ausserordentlichen Reichstages erfolgen. Aber gerade dies war nach Choiseul’s Ueberzeugung ein durchaus verfehltes Mittel und er beschloss, Schweden zunächst seinem Schicksal zu überlassen, um dadurch den Schweden den Werth der Französischen Freundschaft noch klarer vor Augen zu stellen, die nordischen Gegner Frankreichs aber durch gut gespielten Indifferentismus in vollständige Sicherheit einzuwiegen. Breteuil musste Frühjahr 1767 auf Geheiss seiner Regierung um einen längeren Urlaub nachsuchen, und wenige Wochen nach seiner Abreise erhielt man in Stockholm die Kunde von seiner Abberufung[1].

Die Systemsänderung des Versailler Hofes blieb nicht lange ein Geheimniss. Denn der englische Nachrichtenapparat aus Paris fungirte auch diesmal vortrefflich, so dass Osterman und Cocceiji schon im Juli 1766 auf Grund der vertraulichen Mittheilungen Goodricke’s ihren Regierungen über die allgemeinen Umrisse des Französischen Operationsplans genauen Bericht erstatten konnten[2]. Gleichwohl vermochte die Besorgniss vor einer etwaigen gewaltsamen Verfassungsänderung in Schweden bei den franzosenfeindlichen Mächten nicht feste Wurzel zu fassen, da

  1. Vgl. Malmström VI, 10 ff.
  2. Solovjev XXVII, 206 ff. Das dort abgedruckte Depeschenfragment O.’s an Panin zeigt deutlich, dass O. den Wortlaut der Französischen Instruction vom 23. April genau gekannt hat. – Cocceiji meldet am 18. Juli: Goodr. habe ihm die soeben aus London eingelaufene Nachricht überbracht „qu’on est instruit de très bon lieu que la France, lassée d’avoir à faire aux différents partis qui dominent tour à tour en Suède, est entrée dans les vues de la Cour et promet de contribuer autant qu’il sera en son pouvoir à faire tomber l’autorité souveraine entre les mains du Roi.“
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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1892, Seite 74. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1892_08_074.jpg&oldid=- (Version vom 9.9.2022)