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Adel unter dem Druck der Russischen Kanonen und Bajonette die weitestgehenden Zugeständnisse an die Dissidenten abnöthigte, – in jenen Tagen schrieb der Schwedische Kronprinz Gustav an seinen Freund K. Scheffer: „Das Beispiel Polens macht auf Viele einen tiefen Eindruck, und ich muss gestehen, dass auch ich davon ausserordentlich ergriffen bin – – –. Russland zeigt zur Genüge, mit welch’ despotischen Grundsätzen es über seine Nachbarn regiert und wie weit es das Recht der Nachbarschaft ausdehnt“[1]. Und wie jener königliche Jüngling fühlten damals Hunderttausende in seinem Vaterlande, die mit Schrecken sahen, wie der im Schlepptau Russlands befindliche Senat ihre Heimath einem wirthschaftlichen Ruin immer näher brachte.

Die sanguinischen Hoffnungen, die man in Schweden 1765 an die Uebernahme der Staatsleitung durch die Mützenpartei geknüpft hatte, verwirklichten sich nämlich keineswegs. Der in- und ausländische Handel erfuhr eine sehr beträchtliche Einbusse, die Fabriken standen still, die wohlhabenden Bürger verloren ihr Vermögen, der Wechselkurs sank in geradezu erschreckender Weise; kurz, eine Wirthschaftskrise schlimmster Art stand vor der Thür[2]. Kein Wunder also, dass es in allen Schichten der Bevölkerung gährte, dass man zu dem Königspaar, welches in kluger Berechnung sich der wirthschaftlich Bedrängten freundlich annahm, wie zu einem rettenden Heiland emporblickte, und dass bereits Stimmen laut wurden, welche stürmisch die Einberufung eines ausserordentlichen Reichstages forderten[3].

Natürlich unterliess der Stockholmer Hof es nicht, die allgemeine Unzufriedenheit nach Kräften zu schüren. Oefter denn zuvor musste die Mützenregierung zur Anwendung des königlichen Namensstempels schreiten; öfter denn zuvor protestirte Adolf Friedrich gegen die Verordnungen, welche von den Reichsräthen trotz seiner Unterschriftsverweigerung in seinem Namen ausgefertigt wurden. Ja, am 9. Februar 1768 gab der Schwedische

  1. Gustav an K. Scheffer, 5. November 1767. Gustavianska Papperen. Upsala Bibl.
  2. Vgl. Malmström VI, 27–34 u. 38–50, sowie J. Fr. Nyström, Bidrag till svenska handelns och näringarnas historia under senare delen af 1700-talet. S. 1–61. (Upsala, 1884.)
  3. Vgl. Cocceiji, 11. December 1767.
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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1892, Seite 79. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1892_08_079.jpg&oldid=- (Version vom 9.9.2022)