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des laufenden Jahres, wo die Russen hinreichend in Polen beschäftigt sein würden, als den „wahren Moment zur Abhaltung eines ausserordentlichen Reichstages“ erachte, „auf welchem das Revolutionsproject zu Gunsten der königlichen Autorität zur Ausführung kommen (éclater) müsse“; ein Project, welches die Französische Regierung mit allen ihr zu Gebote stehenden Mitteln fördern wolle[1]. Ja, wenige Wochen später äusserte sich der Herzog im Hoflager zu Compiègne noch weit rückhaltsloser zu dem Schwedischen Gesandten Grafen Creutz, indem er die „Willkür und Zügellosigkeit einer anarchischen Freiheit“ als Quelle alles Uebels in Schweden und die Abschaffung der Regierungsform von 1720 als einziges Mittel zur Beseitigung dieses Uebels bezeichnete[2]. Auch erhielt fast gleichzeitig der für Stockholm als Gesandter designirte Graf Modène in Hamburg eine Instruction, welche ebenfalls in scharfen Worten betonte, dass die in Schweden am Ruder befindliche Regierung eine „wahre Anarchie“ sei, und dass der Versailler Hof, um eine Allianz mit Schweden wirksam zu gestalten, vor allem vermittelst einer Revolution energisch auf Wiederherstellung der Zustände vor 1720 hinarbeiten müsse[3].

Da vorauszusehen war, dass die Russische Kaiserin Alles aufbieten würde, um die Ausführung des zwischen der Französischen Regierung und dem Schwedischen Königshofe vereinbarten Revolutionsplans zu hintertreiben, erschien es unbedingt erforderlich, die Russischen Heere nicht nur in Polen, sondern auch noch weiter von den Grenzen Russlands entfernt nach Möglichkeit zu beschäftigen; weshalb der Französische Bevollmächtigte Vergennes in jenen Tagen unermüdlich am Bosporus thätig war, um die Pforte gegen Russland aufzuhetzen und zu einem bewaffneten Einschreiten zu Gunsten Polens zu bewegen; anfangs mit nur geringem Erfolge, da Preussen und Russland, namentlich letzteres, es weder an „Geld“, noch an „Niederträchtigkeiten“ (bassesses), noch endlich an Drohungen und falschen Vorspiegelungen fehlen liessen, um den Französischen Schachzug unwirksam zu machen. Schliesslich nahmen jedoch die Dinge in Konstantinopel eine für die Französischen Bestrebungen

  1. Chois. an Duprat, 27. Juni 1768. Fersen III, 373–74.
  2. Creutz an Ulrike, Compiègne 23. August 1768. Fersen III, 377–80.
  3. Chois. an Modène, Compiègne 28. August. Geffroy S. 416–29.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1892, Seite 84. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1892_08_084.jpg&oldid=- (Version vom 9.9.2022)