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Die günstigen Folgen dieser energischen Handlungsweise des Königs zeigten sich unverzüglich. Schon am 17. December erklärten die wichtigsten Landesbehörden, sie könnten, da kein König vorhanden, bis auf weiteres, d. h. bis zur Einberufung eines Reichstages, ihre Functionen verfassungsmässig nicht weiter ausüben, und ihrem Beispiel folgte am 19. die Mehrzahl der anderen Collegien. Mit anderen Worten, es drohte ein Stillstand der Schwedischen Staatsmaschine, welcher um so gefährlicher erscheinen musste, als die Stockholmer Bevölkerung ihren Sympathien für das Königshaus und ihrem Unwillen über das brutale Vorgehen der Reichsräthe gegen den Landesherrscher unzweideutigen Ausdruck verlieh. Unter solchen Umständen sah sich der Senat zur Nachgiebigkeit den königlichen Forderungen gegenüber genöthigt und ertheilte am 19. seine Zustimmung zur Reichstagseinberufung. Zwei Tage später erschien Adolf Friedrich wieder im Senat und nahm seine Thronentsagung feierlich zurück[1].

Alle diese Vorgänge vollzogen sich mit Blitzesschnelle, so dass die fremden Gesandten, auch wenn sie mit den erforderlichen Geldern versehen gewesen wären, wohl kaum das für sie so peinliche Schauspiel hätten verhindern können. Aber es hatte sich alles so günstig wie nur möglich für die Bestrebungen des Hofes und der Hüte gefügt. Die Nachrichtenquelle, welche den Alliirten auf dem Stockholmer Reichstage 1765–1766 so werthvolle Dienste geleistet hatte, war seit Anfang 1768 versiegt, da die Londoner Regierung in Folge der scheinbar im Norden eingetretenen Ruhe die weitere Auszahlung einer beträchtlichen Pension an ihren Vertrauensmann in Paris für überflüssig erachtete[2]; die Aufmerksamkeit des Petersburger Cabinets wurde durch die bedrohlichen Bewegungen an der Polnischen und Türkischen Grenze vollständig absorbirt, so dass Osterman – bezeichnend genug – noch Ende November keine Nachricht aus Petersburg vom Ausbruch des Krieges mit der Pforte erhalten hatte[3]; die Dänische Regierung hatte den schriftlichen Verkehr mit ihrem Vertreter in Stockholm auf das allergeringste Mass

  1. Ausführlicher bei Malmström VI, 67–90.
  2. Malmström VI, 69 Anm.
  3. Cocceiji, 25. November. – Schon am 16. November war die Kunde in Stockholm angelangt.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1892, Seite 86. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1892_08_086.jpg&oldid=- (Version vom 9.9.2022)