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Hauptstadt[1], zumal Osterman, welcher die Reichstagseinberufung als einen ihm persönlich zugefügten Schimpf betrachtete, in den grellsten Farben die „heillose Lage“ der „Wohlgesinnten“ und die Frechheit der Französischen „verruchten Bande“ (šlaja zajka) schilderte, die alles aufs Spiel setze, um ihre nichtswürdigen Absichten zu erreichen[2]. Sofort erhielt derselbe nämlich nebst einer Geldsumme zur Beeinflussung der Reichstagswahlen die strenge Weisung, die Freunde Russlands zur kräftigen Vertheidigung der Verfassung anzufeuern, und sich mit seinen Stockholmer Collegen behufs gemeinsamer Schritte zum Schutze der schwer gefährdeten Schwedischen Freiheit in Einvernehmen zu setzen[3]. Auch eröffnete Panin einen diplomatischen Feldzug, um die Höfe von London, Kopenhagen und Berlin für eine finanzielle Unterstützung der Mützenpartei zu erwärmen.

Schon October 1768 hatte er in Folge der Intriguen Frankreichs in der Türkei und in Schweden, sowie wegen der Vorgänge in Polen seine früheren Versuche zur Annäherung Grossbritanniens an ein grosses Nordisches System wieder aufgenommen und bei dem Londoner Ministerium den Abschluss eines Englisch-Russischen und Englisch-Dänischen Bündnisses, sowie die Umwandlung des bereits bestehenden Englisch-Schwedischen Freundschaftsvertrages in einen Subsidientractat in Anregung gebracht, indem er einen festeren Zusammenschluss zwischen Grossbritannien und den Nordischen Mächten als das geeignetste Mittel zur

  1. Es scheint, dass man in Petersburg von den Plänen des Schwedischen Hofes bereits einige Tage vor ihrer Ausführung Kenntniss erhalten hatte. Wenigstens berichtet Cocceiji am 10. Januar 1769: O. habe ihm ein Petersburger Schreiben vom 7. December 1768 vorgelesen, in welchem von dem Entschlusse Ad. Friedrich’s die Rede gewesen sei, „d’avoir une diète, coûte qui coûte“; ferner eine Apostille vom 10. December, welche die Worte enthalte: „Peut-être que le coup est déjà frappé“.
  2. Berichte O.’s, December 1768 u. Januar 1769. Solovjev XXVII, 307 u. XXVIII, 94 (2. Aufl. [Russ.], Moskau 1885).
  3. Cocceiji 20. Januar 1769 (nach einer Unterredung mit O., der soeben zwei Couriere erhalten): O. habe von einer Geldsendung nichts verlauten lassen. „Je ne doute cependant pas qu’on lui en ait envoyé une forte somme“. Der mit O. eng liirte Dänische Gesandte Juel erhärtet die Richtigkeit dieser Vermuthung, indem er am 31. Januar meldet, O. habe mehr als 200 000 Thaler Kupfermünze für die Reichstagswahlen gegeben. Tengberg S. 68 Anm. 5. – Am 21. Februar/4. März fordert O. von seiner Regierung weitere 207 250 Rubel. Solovjev XXVIII, 94.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1892, Seite 89. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1892_08_089.jpg&oldid=- (Version vom 9.9.2022)