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Vorschlag, man möge „zur Verbesserung der Schwedischen Angelegenheiten“ wenigstens 40–50 000 Pf. St. nach Stockholm senden, stiess anfangs in den Londoner Hofkreisen auf Widerstand, obwohl man sich nicht verhehlen konnte, dass man die eigenen Interessen schädigte, wenn man der Französischen Regierung gestattete, Schweden als Angriffsinstrument gegen das Russische Reich zu benutzen und die Ruhe im Norden zu gefährden[1]. Erst Anfang Februar 1769 erhielt Goodricke eine unbedeutende Summe, die man nöthigenfalls zu erhöhen versprach, nebst dem Befehl, „in allen Dingen in Uebereinstimmung mit dem Grafen Osterman zu handeln“, während gleichzeitig – es ist dies für die Grossbritannische Politik im hohen Grade bezeichnend – Lord Cathcart in Petersburg erklären musste, dieser Schritt geschehe einzig mit Rücksicht auf Russland, welches weit mehr als England in Schweden „unmittelbar interessirt“ sei[2].

Viel günstiger lagen für Russland die Verhältnisse in Dänemark, nicht nur wegen des den beiden Ländern gemeinsamen Interesses an der Aufrechterhaltung der Schwedischen Verfassung und wegen der Geneigtheit Bernstorff’s, auf alle Wünsche der Russischen Kaiserin einzugehen, um sich für seine Freundschaftsdienste durch eine möglichst baldige, endgültige Lösung der Holsteinischen Frage belohnt zu sehen, sondern namentlich auch wegen der damals bestehenden heftigen Spannung zwischen dem Kopenhagener und Versailler Hofe. Zugleich mit der Kunde von den Vorgängen in Stockholm war nämlich eine Pariser Depesche

  1. Rochf. sagte im Vertrauen zu Č.: Er wisse nicht, ob man überhaupt eine Summe für Schweden bewilligen werde. Das grösste Hinderniss aber biete der Umstand, dass man Goodricke nicht mit der Vertheilung der Bestechungsgelder betrauen könne. Denn derselbe sei zwar der begabteste von allen Englischen Diplomaten im Auslande, aber es sei leider auch allgemein bekannt, „dass er stiehlt“. Solovjev XXVIII, 99.
  2. Rochf. an Goodr., 13. Januar 1769. Malmström VI, 107. Am 7. Februar schreibt Cocceiji: Ein Englischer Courier habe Goodr. Geld und die Weisung überbracht, „de soutenir de tout son pouvoir le parti qui est porté pour le système anglais“. Auch König Friedrich schreibt am 11. Februar an Cocceiji: England beabsichtige „de contribuer une bonne somme pour faire des corruptions“. Nach Malmström VI, 91 Anm. war die Summe aber nur geringfügig (12 000 Pf. St.), was auch Č. sofort aus den Aeusserungen Rochf.’s entnahm. Solovjev XXVIII, 99 – Die obigen Citate aus der Depesche Rochf.’s an Cathc. vom 17. Februar. Sbornik XII, 423.
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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1892, Seite 91. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1892_08_091.jpg&oldid=- (Version vom 9.9.2022)