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Garantie nur bei Preussischen Gegenleistungen verstehen und beauftragte den Grafen Panin mit der Ausarbeitung eines Contraprojects, in welchem das frühere Uebereinkommen bezüglich Schwedens dahin ergänzt wurde, dass, wofern „die gewalttätige und durch Corruption einer fremden Macht unterhaltene Partei in Schweden die bestehende Regierungsform zu Grunde richtet (bouleverse) oder die Grenzen des Russischen Reichs angreift“, der Preussische König auf Requisition der Kaiserin zu einer bewaffneten Diversion in Schwedisch-Pommern verpflichtet sein sollte[1]. Diese Vorschläge des Petersburger Hofes fanden nun freilich in Berlin durchaus nicht unbedingte Zustimmung. Denn wenn König Friedrich auch einen Schwedischen Angriff auf Russland bereitwillig als casus foederis anerkennen wollte, so war er doch andererseits wenig geneigt, sich gleich Russland einer geringfügigen Aenderung der Schwedischen Constitution mit offener Waffengewalt zu widersetzen[2], und erklärte demgemäss, bezüglich Schwedens keine weiteren Verpflichtungen als 1764 übernehmen zu können; besonders, da ein bewaffnetes Einschreiten in Pommern den Bestimmungen des Westfälischen Friedens zuwiderlaufen und sicherlich einen Angriff Frankreichs und Oesterreichs auf Preussen herbeiführen würde. Jedenfalls stand diese ziemlich abweisende Antwort in engem Zusammenhange mit der damaligen Absicht des Preussischen Königs, die Allianz mit Russland eventuell durch eine solche mit Oesterreich zu ersetzen[3]. Allein die Neisser Zusammenkunft (25. August) mit Joseph II. ergab bekanntlich ein negatives Resultat. Auch liess sich Katharina zu weiteren wichtigen Zugeständnissen herbei[4]. Genug, am 12. October wurde in Petersburg der neue Preussisch-Russische Allianzvertrag unterzeichnet, in welchem das frühere Uebereinkommen

  1. Vgl. Tengberg S. 79 Anm., welcher die Petersburger Depeschen Solms’ benutzt hat. – S. übersandte das Russische Contraproject am 13. Mai.
  2. Am 5. Mai hatte Cocceiji von den seitens der Französischen Partei geplanten Verfassungsänderungen berichtet. Friedrich erwiderte, 15. Mai: Wenn in der That nichts anderes geplant sei, so scheine ihm „qu’on n’aura pas grand sujet de se plaindre ni de crier contre de pareilles innovations, qui ne pourront nuire aux intérêts d’aucune Puissance voisine de la Suède“.
  3. Vgl. Hjärne S. 14 u. die dort citirten Quellen.
  4. Vgl. die ausführlichere Darstellung bei Tengberg S. 76–79.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1892, Seite 101. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1892_08_101.jpg&oldid=- (Version vom 9.9.2022)