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Genug, beide schieden von einander in bestem Einvernehmen[1] und bemühten sich zunächst auch redlich, ihre Zusicherungen buchstäblich zu erfüllen; Gustav, indem er sofort nach seiner Ankunft in Stockholm (30. Mai) die zur Durchführung des „Compositionsplans“ erforderlichen Schritte unternahm, Friedrich, indem er Katharina von der friedlichen Gesinnung ihres Vetters zu überzeugen suchte[2] und seinem Bevollmächtigten in der Schwedischen Hauptstadt nochmals dringend ans Herz legte, bei einer geringfügigen Modification der Schwedischen Verfassung zu Gunsten seines Neffen ein „völlig neutraler Zuschauer“ zu bleiben und „weder direct noch indirect“ einen Schritt zu unternehmen, der den Glauben erwecken könne, dass Preussen einem solchen Vorhaben „entgegenarbeiten“ (contrecarrer) wolle.

In der That gelang es den Bemühungen des Schwedischen Königs, zwischen Hüten und Mützen zunächst ein Compromiss zu Stande zu bringen. Als es aber galt, die Worte in die That umzusetzen, zeigte es sich bald, dass die von Russland früher in leichtfertiger Weise entfesselten Geister der Unbotmässigkeit gegen die Gesetze und des Hasses gegen das Königthum sich nicht wieder bannen liessen. Trotz des Einspruches Osterman’s und seiner Freunde, trotz der eindringlichen Versöhnungsworte Gustav’s wurden die Bestimmungen des Compromisses von den auf dem Reichstage in den drei unteren Ständen zur unumschränkten Herrschaft gelangten Mützen rücksichtslos verletzt, und am 25. April 1772 kam es gar dahin, dass entgegen den früheren Abmachungen die dem König ergebenen Reichsräthe für abgesetzt erklärt und seine erbittertsten Gegner neugewählt wurden. Mit anderen Worten: es hatte den Anschein, als werde das Königthum in Schweden zu einem wesenlosen Schatten, einem willenlosen Spielball in den Händen einer landesverrätherischen Partei herabsinken.

Hätte Adolf Friedrich sich noch an der Spitze der Regierung

  1. Vgl. z. B. den Brief Friedrich’s an Gustav, 5. Mai (Oeuvres XXVII, 2; S. 74) u. dessen Schreiben [Ende April (?)] (Upsala Bibl.).
  2. Der Inhalt seines Schreibens an Katharina ist uns nur indirect durch seinen Brief an Gustav, 28. Juni (Oeuvres XXVII, 2; S. 75) und durch die Dankesbetheuerungen des Letzteren vom 8. Juni (Upsala Bibl.) bekannt. Es heisst nämlich: „Je ressents de jour en jour les heureux effets – – – des bonnes impressions que V. M. a données de moi à ma voisine“.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1892, Seite 115. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1892_08_115.jpg&oldid=- (Version vom 11.9.2022)