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um so mehr, als sein Neffe auch in den folgenden Wochen nichts verabsäumte, was den günstigen Eindruck seines ersten Schreibens noch zu verstärken vermochte. So dankte er dem Oheim in überschwenglichen Worten für die durch Ulrike übermittelten freundschaftlichen Rathschläge, richtete er an ihn die Bitte, die Ausführung des Reiseprojects, welches er in allgemeinen Umrissen skizzirte, durch geeignete Vorstellungen bei Katharina zu unterstützen[1], äusserte er sich überhaupt in einer Weise, die zwar Kummer und Resignation wegen der letzten, für das Königthum demüthigenden Vorgänge auf dem Schwedischen Reichstage zu bekunden, jeden Gedanken an einen gewaltsamen Umsturz hingegen völlig von der Hand zu weisen schien[2].

Genug, es kann nicht befremden, dass auch Friedrich einen herzlichen, vertraulichen Ton anschlug und seine ungetheilte Freude über das Petersburger Reiseproject ausdrückte, welches ebenso sehr den eigenen Intentionen wie den wahren Interessen des Stockholmer Hofes entspräche, dass er mit schmeichlerischen Worten versicherte, ganz Europa blicke mit Erstaunen und Bewunderung auf die andauernden, ehrlichen Bemühungen seines Neffen, „Schweden mit Schweden zu versöhnen“, und dass er schliesslich der Hoffnung Ausdruck gab, „Zeit und Geduld“ würden bald eine Wendung zum Besseren in den Angelegenheiten Schwedens herbeiführen[3].

Was würde er wohl geäussert haben, hätte er geahnt, dass die schönen Reden des Schwedischen Königs nichts als eitel Lug und Trug waren, und dass derselbe damals bereits fest entschlossen war, der allmächtigen Ständeherrschaft in Schweden ein gewaltsames

  1. Dönhoff hatte auf Grund des Immediaterlasses vom 17. März seinen Russischen Collegen bereits gebeten, dafür zu sorgen, dass dem Schwedischen König bei einer etwaigen Reise Russischerseits keine Schwierigkeiten in den Weg gelegt würden. Osterman berichtet darüber in der Depesche vom 23. März/3. April. Solovjev XXVIII, 381.
  2. Drei Briefconcepte Gustav’s an Friedrich (Upsala Bibl.), das erste vom 20. März, das zweite Ende März oder Anfang April, das dritte Ende April oder Anfang Mai datirt. In letzterem heisst es: „L’impartialité et la modération sont les deux seuls points dans lesquels je ne varierai pas. Votre Majesté me les a recommandées et c’est par là qu’elles me paraissent encore plus nécessaires“.
  3. Friedrich an Gustav, 3. u. 14. April (Upsala Bibl.; in Schwedischer Uebersetzung bei Schinkel, Bihang I, 14–16).
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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1892, Seite 118. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1892_08_118.jpg&oldid=- (Version vom 12.9.2022)