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auf Requisition des Petersburger Hofes zu einer bewaffneten Diversion in Schwedisch-Pommern schreiten zu müssen. Dies um so mehr, als die Worte des Polnischen Theilungsvertrags vom 5. August bisher nur auf dem Papier standen, und die Ausführung des Vertrages bei einer kriegerischen Verwicklung im Norden sicherlich auf unbestimmte Zeit vertagt, vielleicht sogar für immer unmöglich gemacht wurde.

Am 21. August hatte Gustav in wenigen Worten über das Gelingen des Staatsstreiches nach Berlin berichtet und am Schlusse seiner „Beichte“ um die „Approbation“ des Oheims gebeten. Diese Hoffnung verwirklichte sich nun freilich nicht. Allein andererseits lautete die Antwort des Preussischen Königs wenigstens nicht völlig hoffnungslos. Denn wenn derselbe auch unter Berufung auf die beiderseitigen Unterredungen im April 1771 nochmals die Verpflichtungen betonte, die er vor längerer Zeit Russland gegenüber behufs Aufrechterhaltung der Schwedischen Regierungsform übernommen habe, und die ihn bedauerlicherweise zur Parteinahme gegen seinen Neffen nöthigten, so versicherte er doch gleichzeitig, dass er denjenigen Tag „als den schönsten seines Lebens“ betrachten werde, an welchem es ihm gelänge, „das Geschehene wieder gut zu machen“[1].

Auf welchem Wege dieses „Wiedergutmachen“ vor sich gehen sollte, das setzte er denn auch seiner Schwester Ulrike damals in zahlreichen Briefen auseinander, auf die er seinen Neffen verwies[2], und in denen er besonders nachdrücklich die Nothwendigkeit einer sofortigen Wiederherstellung der „Regierungsform des Grafen Horn“ hervorhob, da ohne eine derartige Concession nicht nur sein mittlerweile in Petersburg unternommener Versuch, „die Affaire zur Negociation zu bringen“, nothgedrungen scheitern müsse, sondern namentlich auch unmittelbar nach dem nahe bevorstehenden Russisch-Türkischen Friedensschlusse eine Kriegserklärung Katharina’s an Gustav zu gewärtigen sei, und zwar eine Kriegserklärung, welche bestimmt auch

  1. Gustav an Friedrich, 21. August. Konung Gustaf III’s skrifter IV, 75 f. (Stockh., 1808). – Friedrich an Gustav, 6. September. Oeuvres XXVII, 2; S. 78 (Ueber das richtige Datum vgl. Odhner I, 176 Anm. 3).
  2. In dem Schreiben vom 6. September hiess es nämlich: „J’ai écrit de même à la Reine Sa Mère; je lui expose les choses dans la plus grande vérité“.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1892, Seite 122. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1892_08_122.jpg&oldid=- (Version vom 12.9.2022)